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Klebs, Georg; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung B, Biologische Wissenschaften (1911, 23. Abhandlung): Über die Rhythmik in der Entwicklung der Pflanzen — Heidelberg, 1911

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https://doi.org/10.11588/diglit.37466#0051
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Über die Rhythmik in der Entwicklung der Pflanzen. 51
Jeder Baum ist ein aus vielen Teilen, den Zweigen, zu-
sammengesetztes Ganze, das einen gemeinsamen Stamm und ein
gemeinsames Wurzelsystem besitzt. Alle Zweige müßten sich
gleichmäßig entwickeln, wenn ihre nächste Umwelt überall
gleichmäßig günstig wäre und Stamm und Wurzel für alle ge-
nügendes Wasser mit den Nährsalzen herbeischaffen würden.
Es gibt in den Tropen Bäume, die an der Mehrzahl ihrer Äste
fortwachsen. Aber auch bei ihnen zeigt sich, daß die Außen-
welt in keiner Weise genügt, auch nur den größeren Teil der
angelegten Knospen zur Entfaltung zu bringen. Zahlreiche
Knospen kommen nie zur Entwicklung, andere, kaum entwickelt,
werden durch ihre Genossen unterdrückt. WiESNER (1895, S. 684),
der am genauesten die Ursachen der Sproßreduktion und scliließ-
lichen Sproßvernichtung einheimischer und tropischer Bäume
untersucht hat, führt diese Reduktion wohl mit Recht auf unge-
nügende Beleuchtung zurück. Bei den hier in Frage kommenden
Bäumen handelt es sich nicht um ein Wachsen oder Absterben,
sondern um Wachsen und Ruhe. Außerdem spielen dabei Licht-
differenzen anscheinend eine untergeordnete Rolle; nur daß für
den Übergang in Ruhe wegen der Speicherung organischer Stoffe
eine genügende Lichtintensilät die notwendige Voraussetzung ist.
Die Ungleichheit der Zweige muß demnach auf Unterschieden
der anderen, für die Ruhe wesentlichen Faktoren beruhen, d. h.
der Temperatur, Feuchtigkeit und dem Nährsalzgehalt.
Wir wollen zunächst von der gewiß nicht richtigen An-
nahme ausgehen, auf die die früheren Forscher sich stets be-
rufen haben, nämlich, daß in dem Tropenklima Temperatur und
Feuchtigkeit stets für alle Zweige eines Baumes in gleich hohem
Grade günstig sind. Aber einer der wesentlichsten Faktoren,
der Nährsalzgehalt des Bodens, ist dabei ganz vergessen worden.
Allerdings sind wir leider über diesen Punkt in den Tropen wenig
orientiert. Doch berechtigt diese Unkenntnis nicht gerade zu der
stillschweigend gemachten Voraussetzung, daß die Nährsalze in
den Tropen in unerschöpflicher Menge zu jeder Zeit vorhanden
seien. Für den Urwald von Tjibodas könnte man am ehesten
eine solche Annahme machen; hier aber kann der ungeheure
Konkurrenzkampf der Pflanzen beschränkend einwirken.
Der Boden des Gartens von Buitenzorg ist ein relativ nährstoff-
armer Lateritboden und entspricht jedenfalls nicht dieser Voraus-
setzung. Allerdings könnte man einwerfen, daß auf einem ganz
 
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