Über die Rhythmik in der Entwicklung der Pflanzen.
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u. a. Diese Bäume blühen zur Trockenzeit,
wenn ihre Blätter meist sämtlich abgefallen sind und augen-
scheinlich kein vegetatives Wachstum erfolgt. Die Trockenzeit
bedingt einerseits Mangel an Wasser und Nährsalzen, und das
Blühen erfolgt, weil vor dem Abfallen der Blätter genügende
Mengen von Kohlehydrate gespeichert sind.
Aber auch dann, wenn bei Pflanzen die beiden Phasen der
Entwicklung durchaus nicht so scharf ausgeprägt sind, weil sie
einem weniger periodischen Klima entstammen, läßt sich be-
obachten, daß im großen Durchschnitt die Bäume in Java zur
trocknen Zeit häuhger und reichlicher blühen als zur Begenzeit
(vgl. ScmMPER 1898, S. 274).
Aber auch der gleiche Baum kann an den verschiedenen
Ästen wachsen oder blühen. An zahlreichen Exemplaren von
EryibWAm sah ich diese Erscheinung am Fuß des
durch seine Tempel berühmten Mount Abu in Vorderindien.
Häufig waren gerade die oberen Astsysteme kahl und mit den
prachtvoll roten Blüten bedeckt, während tiefer gelegene Äste
Blätter trugen. Wahrscheinlich lag der Grund nur darin, daß
die unteren Teile noch reichlich Wasser und Nährsalze zum
vegetativen Wachstum erhielten, während für die oberen ein
relativer Mangel herrschte, sie aber gleichzeitig am direktesten
besonnt waren.
Ein solches ungleiches Verhalten der Zweige eines Baumes
ist schon früher an Bäumen in Buitenzorg von ScHiMPER (1898,
S. 271) u. a. beobachtet worden. Besonders bekannt ist der
herrliche Baum von /ScAAWo&Arw ea?ce^sMW, der im Winter an
einem mächtigen Astsystem blattlos ist und riesige Sträuße
gelber Blumen trägt, während ein anderes Astsystem nur frische
grüne Blätter besitzt. ShAAndo&Arw stammt aus einem perio-
dischen Klima — in Java einheimische Bäume zeigen solche
Ungleichheiten nicht. Entsprechend den früheren Darlegungen
können wir annehmen, daß das junge Exemplar in dem gleich-
mäßigen Klima zu jener Ungleichheit der Äste gebracht wurde,
die wir schon kennen gelernt haben, daß dann aber die wenig
wachsenden Äste durch sonnige Lage zur Blütenbildung ver-
anlaßt wurden. Die einmal eingetretene Scheidung wiederholt
sich in jedem Jahr, da die Bedingungen, die dazu geführt haben,
sich stets wiederholen.
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u. a. Diese Bäume blühen zur Trockenzeit,
wenn ihre Blätter meist sämtlich abgefallen sind und augen-
scheinlich kein vegetatives Wachstum erfolgt. Die Trockenzeit
bedingt einerseits Mangel an Wasser und Nährsalzen, und das
Blühen erfolgt, weil vor dem Abfallen der Blätter genügende
Mengen von Kohlehydrate gespeichert sind.
Aber auch dann, wenn bei Pflanzen die beiden Phasen der
Entwicklung durchaus nicht so scharf ausgeprägt sind, weil sie
einem weniger periodischen Klima entstammen, läßt sich be-
obachten, daß im großen Durchschnitt die Bäume in Java zur
trocknen Zeit häuhger und reichlicher blühen als zur Begenzeit
(vgl. ScmMPER 1898, S. 274).
Aber auch der gleiche Baum kann an den verschiedenen
Ästen wachsen oder blühen. An zahlreichen Exemplaren von
EryibWAm sah ich diese Erscheinung am Fuß des
durch seine Tempel berühmten Mount Abu in Vorderindien.
Häufig waren gerade die oberen Astsysteme kahl und mit den
prachtvoll roten Blüten bedeckt, während tiefer gelegene Äste
Blätter trugen. Wahrscheinlich lag der Grund nur darin, daß
die unteren Teile noch reichlich Wasser und Nährsalze zum
vegetativen Wachstum erhielten, während für die oberen ein
relativer Mangel herrschte, sie aber gleichzeitig am direktesten
besonnt waren.
Ein solches ungleiches Verhalten der Zweige eines Baumes
ist schon früher an Bäumen in Buitenzorg von ScHiMPER (1898,
S. 271) u. a. beobachtet worden. Besonders bekannt ist der
herrliche Baum von /ScAAWo&Arw ea?ce^sMW, der im Winter an
einem mächtigen Astsystem blattlos ist und riesige Sträuße
gelber Blumen trägt, während ein anderes Astsystem nur frische
grüne Blätter besitzt. ShAAndo&Arw stammt aus einem perio-
dischen Klima — in Java einheimische Bäume zeigen solche
Ungleichheiten nicht. Entsprechend den früheren Darlegungen
können wir annehmen, daß das junge Exemplar in dem gleich-
mäßigen Klima zu jener Ungleichheit der Äste gebracht wurde,
die wir schon kennen gelernt haben, daß dann aber die wenig
wachsenden Äste durch sonnige Lage zur Blütenbildung ver-
anlaßt wurden. Die einmal eingetretene Scheidung wiederholt
sich in jedem Jahr, da die Bedingungen, die dazu geführt haben,
sich stets wiederholen.