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Lieske, Rudolf; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung B, Biologische Wissenschaften (1916, 3. Abhandlung): Serologische Studien mit einzelligen Grünalgen — Heidelberg, 1916

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https://doi.org/10.11588/diglit.34598#0008
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8 (B. 3)

R. LiESKE:

Sonnenbestrahlung geschützt aufgestellt. Die Aigen-Kolonien
werden nach einem Zeitraum von 1—6 Wochen mit bloßem Auge
sichtbar und können dann abgeimpft werden. Die wichtigste
Arbeit beginnt am 2. Tage nach dem Impfen der Platten. Die auf-
tretenden Kolonien von Fremdorganismen müssen anfangs täglich
zweimal mit Silbernitrat abgetötet werden. Man verwendet hierzu
eine 30 % Lösung, die Oberflächenkolonien werden mit einem
feinen Pinsel, die tieferhegenden mit einem zugespitzten Holz-
stäbchen befeuchtet. Bei exakter Arbeit gelingt es so selbst stark
verunreinigte Gelatineplatten wochenlang brauchbar zu erhalten.
Eine geringe Unachtsamkeit verdirbt den ganzen Erfolg, denn
Pilzmycelien können in wenigen Stunden über die ganze Platte
wachsen und die Gelatine kann äußerst rasch durch Bakterien ver-
flüssigt werden.
Von größter Wichtigkeit für die Herstellung von Algenrein-
kulturen ist die richtige Abschätzung der Menge des anzuwendenden
Impfmaterials, die natürlich von dem Grade der Verunreinigung
desselben abhängig ist. Bei richtiger Abschätzung ist es nicht
nötig, verschiedene Verdünnungen des Impfmaterials anzuwenden,
was aber für den weniger Geübten natürlich sehr zu empfehlen ist.
Gute Rohkulturen vieler Formen wurden erhalten durch Einbrin-
gen von etwas Erde in eine schwache mineralische Nährlösung.
Im Lichte entwickelte sich dann in wenigen Wochen eine üppige
Algenvegetation, wobei in jedem Gefäß meist eine Art vor-
herrschte.
Größere Schwierigkeiten als die Herstellung der Reinkulturen
bereitete die Bestimmung der Algen. Es war von Anfang an großer
Wert darauf gelegt worden, vor allem die bekanntesten, überall
verbreiteten Formen zu den Versuchen zu verwenden. Es traten
in den Rohkulturen aber auch Arten auf, deren Bestimmung
später Schwierigkeiten verursachte, zum Teil schon aus dem
Grunde, weil die natürlichen Formen des Wachstums nicht bekannt
waren. Die Algen waren in dem Ausgangsmaterial nur als einzelne
Zellen vorhanden gewesen und hatten sich erst in den Kulturen
üppig entwickelt. In den meisten Bestimmungsbüchern ist die
Art des natürlichen Vorkommens (Form des Lagers usw.) für die
Diagnose verwertet. Je mehr ich mich um die Bestimmung der
betreffenden Formen (z. B. Tetraspora spec.) bemüht habe, desto
mehr bin ich zu der Überzeugung gekommen, daß dieselbe mit Hilfe
der zurzeit verfügbaren Bestimmungsbücher unmöglich ist. Ich be-
 
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