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Lieske, Rudolf; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung B, Biologische Wissenschaften (1916, 3. Abhandlung): Serologische Studien mit einzelligen Grünalgen — Heidelberg, 1916

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https://doi.org/10.11588/diglit.34598#0041
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Serologische Studien mit einzelligen Grünalgen.

(B. 3) 41

Die verschiedene Reaktion der farblosen und grünen Stämme
beruht zweifellos nur auf dem bereits näher erörterten, serologisch
sehr gut nachweisbaren Unterschied von autotropher beziehentlich
heterotropher Ernährung, ein Faktor, der von RosENBLAT-LiCH-
TENSTEiN überhaupt nicht beachtet wurde. Ob die chlorophyll-
freie Kultur im Lichte oder im Dunkeln wächst, ist natürlich ganz
gleichgültig, sie kann keine Kohlensäure assimilieren, ihre Ernäh-
rung ist daher in beiden Fällen dieselbe. Die grüne Alge assimiliert
dagegen im Lichte Kohlensäure, wodurch, wie in den vorher be-
schriebenen Untersuchungen gezeigt wurde, eine wesentliche sero-
logische Verschiedenheit von den rein heterotroph gewachsenen
Kulturen bedingt wird. Es ist also nicht das Vorhandensein oder
Fehlen des Chlorophylls, was die Verschiedenheit der serologischen
Reaktion hervorruft, sondern die verschiedene Ernährungsweise.
Im Dunkeln gewachsene grüne und farblose Kulturen reagieren
sowohl nach der Methode der Agglutination als auch bei der Komple-
mentbindung gleich.
Da den Angaben von RosENBLAT-LiCHTENSTEiN von Ver-
erbungstheoretikern verschiedentlich größere Bedeutung beige-
messen wurde, so sei hier noch darauf hingewiesen, daß der Unter-
schied zwischen Licht- und Dunkelkulturen, auf den die Befunde
zweifellos hinauslaufen, zwar deutlich nachweisbar, aber doch
nicht sehr groß sind. Auch sehr nahe verwandte, unter gleichen
Bedingungen gewachsene andere Arten geben nie eine so starke
Mitreaktion wie dieselbe, verschieden ernährte Art.
Allgemeine Bemerkungen.
Die serologischen Untersuchungen mit einzelligen Grün-
algen ergaben eine Reihe interessanter Resultate. Im allgemeinen
zeigte sich, daß die meisten mit Bakterien ausführbaren Reaktionen
auch für Algen anwendbar sind. Etwas schwieriger ist es, mit
Algen hochwertige Sera zu erhalten, was wohl damit zusammen-
hängt, daß die angewendeten Algen auch in sehr großen Mengen
keinerlei pathogene Wirkung hervorriefen. Die Versuchstiere ge-
diehen auch bei dauernder Behandlung mit großen Mengen von
Algen vorzüglich, irgend welche Gesundheitsstörungen waren nie-
mals zu beobachten.
Die gewonnenen Immunsera waren wie bei den Bakterien art-
spezifisch. Verschiedene Stämme derselben Art wurden von einem
 
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