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Lieske, Rudolf; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung B, Biologische Wissenschaften (1916, 3. Abhandlung): Serologische Studien mit einzelligen Grünalgen — Heidelberg, 1916

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https://doi.org/10.11588/diglit.34598#0014
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14 (B. 3)

R. LiESKE:

Die Immunisierung der Versuchstiere.
Um von einem Mikroorganismus oder von einer bestimmten
Eiweißart ein spezifisches Serum zu erlangen ist es nötig, die be-
treffende Substanz einem Tierkörper zu injizieren. Wasserlösliche
Substanzen können ohne weiteres eingespritzt werden, ebenso
eine Aufschwemmung von Bakterien, die infolge ihrer geringen
Größe, selbst wenn sie direkt in die Blutbahn injiziert werden,
mechanische Schädigungen nicht verursachen.
Es fragt sich nun, ob man niedere Algen ebenso wie Bakterien
direkt dem Tierkörper einimpfen kann. Man könnte ja auch die
Algen mit Sand verreiben und das Extrakt zur Injektion benutzen,
wie das z. B. bei Hefen mit Erfolg ausgeführt wurde. Diese recht
umständliche Methode hat aber neben anderen den großen Nach-
teil, daß man das Injektionsmaterial niemals ganz steril erhalten
kann. Es wäre jedenfalls wesentlich vorteilhafter, wenn man die
Algenaufschwemmung direkt zur Immunisierung verwenden könnte.
Wie aus beistehender Skizze ersichtlich ist, sind die angewendeten
Algenformen kleiner oder nicht wesentlich größer als die roten
Blutkörperchen eines Kaninchens (vgl. Fig. 1). Es ist also kaum
zu befürchten, daß bei der Injektion einer Algenaufschwemmung
in die Blutbahn der Versuchstiere durch Embolien (Verstopfung
der Lungenkapillaren) der Tod der Tiere herbeigeführt wird. Die
Ausführung der Immunisierung bei größeren Algenarten oder bei
solchen, die sich nicht aufschwemmen lassen (z. B. Chlorella miniata)
soll später näher besprochen werden.
Als Versuchstiere wurden Kaninchen verwendet. Die Impfung
geschah zunächst nur intravenös, später intravenös und intra-
peritoneal zu gleicher Zeit. Bei nur intraperitonealer oder subku-
taner Impfung wurden keine genügenden Resultate erzielt.
Die Algenaufschwemmung wurde bei intravenöser Impfung
mit einer 2 ccm fassenden Rekord-Spritze in die äußere Ohrvene
gespritzt. Die Menge von 2 ccm wurde bei allen Injektionen ein-
gehalten, dagegen wurde die Dichte der Aufschwemmung wesentlich
variiert. Die Technik der Injektion ist äußerst einfach. Die Haare
werden über der Ohrvene mit einer Schere abgeschnitten, durch
Abreiben des Ohres mit einem in Äther-Alkohol getränkten Watte-
bausch treten die Adern stark hervor, so daß die Nadel leicht ein-
geführt werden kann. Selbstverständlich muß man bei der In-
 
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