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Lieske, Rudolf; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung B, Biologische Wissenschaften (1916, 3. Abhandlung): Serologische Studien mit einzelligen Grünalgen — Heidelberg, 1916

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https://doi.org/10.11588/diglit.34598#0038
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38 (B. 3)

R. LiESKE:

lysine sind wie die vorher erwähnten Abwehrfermente spezifisch,
mit einem Choleraserum kann man also z. B. keine Typhusbazillen
zur Auflösung bringen. Gewonnen werden die Bakteriolysine
durch intravenöse Injektion der betreffenden Bakterienart.
Die Beobachtung der Bakteriolyse außerhalb des Tierkörpers
stößt auf gewisse Schwierigkeiten, es wurde aber von PFEIFFER
eine Methode gefunden, welche auf einfache Weise die Beobachtung
des Auflösungsprozesses ermöglicht. Die Aufschwemmung der zu
untersuchenden Bakterienart wird zugleich mit dem entsprechen-
den, verdünnten bakteriolytischen Immunserum einem Meer-
schweinchen intraperitoneal eingespritzt. In der Bauchhöhle des
Tieres beginnt nach ungefähr 20 Minuten die Auflösung der Bakte-
rien. Dieselbe kann unter dem Mikroskop weiter verfolgt werden,
wenn man das Exsudat mit einer Glaskapillare herauspunktiert.
Das ganze Experiment ist äußerst einfach und bei richtiger Hand-
habung erleiden die Versuchstiere dabei keinerlei Schaden.
Wenn wir einem Kaninchen anstatt Bakterien Algen injizie-
ren, so werden dieselben gleichfalls in verhältnismäßig kurzer Zeit
aufgelöst, und es ist mit Sicherheit anzunehmen, daß hierbei
ebenso wie bei Injektion von Bakterien spezifische auflösende
Fermente gebildet werden. Um dies festzustellen wurde der PFEiF-
FERSche Versuch analog der oben beschriebenen Anordnung mit
verschiedenen Algen ausgeführt.
Die Versuche ergaben jedoch keine brauchbaren Besultate.
Wurde das Meerschwein einige Zeit nach der Injektion punktiert,
so fanden sich in dem Punktat nur noch ganz vereinzelt Algen-
zellen, an denen aber eine wesentliche Veränderung nicht zu be-
merken war. Die Annahme, daß die Hauptmenge der injizierten
Algen bereits gelöst war, erwies sich als falsch. Bei der Sektion
der Tiere ergab sich, daß die Algen an verschiedenen Stellen der
Bauchhöhle zusammengeballt abgelagert waren. Die Zusammen-
ballung der Algen dürfte nicht auf die agglutinierende Wirkung
des Immunserums zurückzuführen sein. Die Algenzellen sind
wahrscheinlich so groß, daß sie. einen mechanischen Beiz in der
Bauchhöhle verursachen und durch schleimige Ausscheidungen
verklebt und festgelagert werden. Sie werden dann erst nach län-
gerer Zeit ganz allmählich aufgelöst. Die Zellulosemembran der
Algenzellen ist ja wohl auch wesentlich widerstandsfähiger als die
zarte Hülle der Bakterien.
 
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