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Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]; Gradenwitz, Otto [Bearb.]; Plaumann, Gerhard [Bearb.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1914, 15. Abhandlung): Griechische Papyri der Sammlung Gradenwitz — Heidelberg, 1914

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https://doi.org/10.11588/diglit.33318#0031
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Nr. 4. Königseid eines Bürgen.

31

mit dem Eid bei der τύχη die in dem obigen Text gebrauchte (ή
ένοχον εΐναι etc.) znr Herrschaft kommt. Während ihre Herkunft
noch unbestimmt ist 1, stammt die Formel εύορκοΰντι μέμ μοι εδ
εί'η, έφιορκοΰντι δέ τάναντία aus dem νόμιμος όρκος von Rhodos;
s. Collitz-Bechtel S. G. D. I., III3749, Z. 87: τοί δέ αίρεθέντες ....
όρκιξάντων τόν νόμιμον όρκον 'Ροδίους άπαντας τούς οντας έν άλικίαι,

έμμενεΐν τάι συμμαχίαι.εύο[ρ]κεΰντι μέν εύ είμεν, έπιορκοΰντι

δέτάέναντία. Sie findet sich, soviel ichbeobachtete, dementsprechend
vorwiegend im Bereich der rhodischen Einflußsphäre: z. B.
Dareste Rec. Inscr. Jur. X, A, Z. 9 (knidische Richter in einem
Urteilspruch für Kalymna); I. G. XII, 7, 509 (Dekret der Nesioten 2).
Ganz charakteristisch ist in diesem Sinne die jüngste Erwähnung
derselben Formel Inschr. von Milet no. 148; vgl. die Rohe der
Rhodier bei diesem Yertrage. Ilir Vorkommen in Ägypten habe
ich (D. L. Z. 1914, S. 443/4) durch die Vermutung zu er-
klären versucht, daß sie, wie vermutlicli vieles andere, aus
der rhodischen Verfassung (s. Plaumann, Klio XIII, S. 488)
nach Alexandria übernommen und im νόμίμος όρκος dieser
Stadt (s. Dikaiomata S. 118 ff.) vorauszusetzen sei. Von hier
hätten sie dann die Ptolemäer, wie so vieles andere 3, für die
χώρα übernommen.

Nr. 5. Amtliche Anweisuug au die kgl. Ivasse flir σΐτος άγοραστός

J. 230/29 a. C.

Imu Nr. 156. Höhe 34 cm, Breite 16 cm. Große Lücken. Gute
Kursive. Abbild Taf. II.

Auch nachdem ich zu dem Idauptteil den Anfang auf 2 Bruch-
stücken und ein drittes Stück hinzugefunden hatte, das Herr

1 Wenigstensfindeich sie nicht in den Sammlungen vonLARFELD. Handb.
d. griech. Epigraphik I S. 444. Ders. Griechische Epigraphik (J. v. Müller,
Handb.) S. 313/4.

2 Delamarre setzt die Inschrift in Rev. de Philol. XXVI, S. 294 in
die zweite, in I. G. in die erste Hälfte des III. Jahrh. Es kann danach
auch Unabbängigkeit von Rhodus (oder gar Abhängigkeit von der ägyp-
tischen Formel?), erwogen werden.

3 Ich erinnere nur an den ξένος-Begriff (ξενικδν δικαστήριον, ξενικών πράκτωρ)
der m. E. (im Gegensatz gegen Dikaiomata S. 95 f.) von hier aus, und nur
von hier aus, verständlich wird. Daß ein nicht ortsansässiger Ägypter ξένος
heißt, ist bestenfalls eine Usurpation griechischer staatsrechtlicher Termini,
die in der χώρα naturgemäß einen ganz andern Sinn haben.
 
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