Zur Herkunft und Bildung des italischen Imperfekts.
41
der Partizipia so begreiflich erscheint; man vgl. nur die ai. und vor
allem die iranischen Konstruktionen, auf die schon Begemann
Zur Bed. d. schw. Prät. 126ff. in sehr beachtenswerter Weise
verwies1. Wie im Neupersischen sich ein Präteritum durch Zu-
sammenrücken des alten ^-Partizipiums mit Formen des Hilfsver-
bums „sein“ entwickelt hat (kust-am „tötete“, kust-l, kust usw.),
so könnte vielleicht im Germanischen ursprünglich eine ähnliche
Ausdrucksweise mit dem ^-Partizipium zur Umschreibung des
Präteritums gebraucht worden sein. Bei intransitiven Wörtern
hatte das Part. Perf. auf -to- jedenfalls von vornherein aktive Be-
deutung. Auch erinnere man sich daran, wie im Russischen das
Präteritum nichts ist als ein altes Partizipium, dessen zugehörige
Kopula ergänzt wurde (oht> öeutb ist eigentlich oht. 6lijit> ecTb
„er war“, oitl bhä’L’tb hat das femin. omi, BipUuia usw.). Man
müßte annehmen, daß dann in der von Brugmann geschil-
derten Weise PBB 39, 92ff., § 5 sekundär Anlehnung an die alten
reduplizierten Perfekta erfolgt sei. Auch die merkwürdigen osk.,
paelign., marr., volsk. W-Perfekta wie osk. prüfatted) scheinen mit
dem Zo-Partizipium zusammenzuhängen (v. Planta II, 344ff.,
Buck, osk.-umbr. Dial. 109). Die Einzelheiten dieser schwierigen
Probleme bedürfen aber noch weiterer gründlicher Aufklärung.
45. Für uns ist hier allein die Tatsache von Wichtigkeit, daß
das germ. schwache ^-Präteritum als Parallele zur. Bildung des
italischen Imperfekts auf alle Fälle auszuscheiden hat. Gerade
diese german. Präterita und auch die oben erwähnten armen.
Imperfekta warnen aber in eindringlicher Weise davor, dies Prinzip
der Zusammensetzung eines reinen Verbalstamms mit einem ange-
tretenen Hilfsverbum ohne weiteres zu verallgemeinern: gerade
am Schlüsse einer Untersuchung, die in einem Sonderfall für diese
Bildungsart eintritt, mag diese Warnung am Platz sein. Bekannt-
lich hat nämlich Edwin W. Fay in dem Bulletin of the University
of Texas vom 15. Jan. 1913 in der Abhandlung “Indo-european
verbal flexion was analytical (a return to Bopp)” dieses Erklä-
rungsprinzip auf das ganze idg. Verbalsystem ausgedehnt, das
nach ihm auf Komposition mit ein paar Hilfswörtern beruht.
Ich will nicht leugnen, daß diese Ausführungen anregend, scharf-
1 Zum mpers. Präteritum vgl. Barti-iolomaes demnächst in den
IF 38, 9 ff. erscheinenden Aufsatz Arica 104, der mir durch die Güte meines
verehrten Lehrers aus den Aushängebogen bereits bekannt ist. Man vgl.
auch die Zusammensetzungen mit därat (usw.) im Soghdischen.
41
der Partizipia so begreiflich erscheint; man vgl. nur die ai. und vor
allem die iranischen Konstruktionen, auf die schon Begemann
Zur Bed. d. schw. Prät. 126ff. in sehr beachtenswerter Weise
verwies1. Wie im Neupersischen sich ein Präteritum durch Zu-
sammenrücken des alten ^-Partizipiums mit Formen des Hilfsver-
bums „sein“ entwickelt hat (kust-am „tötete“, kust-l, kust usw.),
so könnte vielleicht im Germanischen ursprünglich eine ähnliche
Ausdrucksweise mit dem ^-Partizipium zur Umschreibung des
Präteritums gebraucht worden sein. Bei intransitiven Wörtern
hatte das Part. Perf. auf -to- jedenfalls von vornherein aktive Be-
deutung. Auch erinnere man sich daran, wie im Russischen das
Präteritum nichts ist als ein altes Partizipium, dessen zugehörige
Kopula ergänzt wurde (oht> öeutb ist eigentlich oht. 6lijit> ecTb
„er war“, oitl bhä’L’tb hat das femin. omi, BipUuia usw.). Man
müßte annehmen, daß dann in der von Brugmann geschil-
derten Weise PBB 39, 92ff., § 5 sekundär Anlehnung an die alten
reduplizierten Perfekta erfolgt sei. Auch die merkwürdigen osk.,
paelign., marr., volsk. W-Perfekta wie osk. prüfatted) scheinen mit
dem Zo-Partizipium zusammenzuhängen (v. Planta II, 344ff.,
Buck, osk.-umbr. Dial. 109). Die Einzelheiten dieser schwierigen
Probleme bedürfen aber noch weiterer gründlicher Aufklärung.
45. Für uns ist hier allein die Tatsache von Wichtigkeit, daß
das germ. schwache ^-Präteritum als Parallele zur. Bildung des
italischen Imperfekts auf alle Fälle auszuscheiden hat. Gerade
diese german. Präterita und auch die oben erwähnten armen.
Imperfekta warnen aber in eindringlicher Weise davor, dies Prinzip
der Zusammensetzung eines reinen Verbalstamms mit einem ange-
tretenen Hilfsverbum ohne weiteres zu verallgemeinern: gerade
am Schlüsse einer Untersuchung, die in einem Sonderfall für diese
Bildungsart eintritt, mag diese Warnung am Platz sein. Bekannt-
lich hat nämlich Edwin W. Fay in dem Bulletin of the University
of Texas vom 15. Jan. 1913 in der Abhandlung “Indo-european
verbal flexion was analytical (a return to Bopp)” dieses Erklä-
rungsprinzip auf das ganze idg. Verbalsystem ausgedehnt, das
nach ihm auf Komposition mit ein paar Hilfswörtern beruht.
Ich will nicht leugnen, daß diese Ausführungen anregend, scharf-
1 Zum mpers. Präteritum vgl. Barti-iolomaes demnächst in den
IF 38, 9 ff. erscheinenden Aufsatz Arica 104, der mir durch die Güte meines
verehrten Lehrers aus den Aushängebogen bereits bekannt ist. Man vgl.
auch die Zusammensetzungen mit därat (usw.) im Soghdischen.