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A. von Domaszewski:
Fälschers genau so wie Dio berichtet hatte; aber der Fälscher
hat alles in böser Absicht entstellt. Nach Dios Worten κλάπας
τε ύποδεδεμένον — καί χιτωνίσκον ένδεδυμένον war Cilo im Bade-
kleid. Denn κλάπας ist ganz richtig überliefert und ver-
trägt sich wohl mit nudis pedibus. Aber sublata veste senatoria
ist falsche Ausdeutung. Viel übler ist es, daß der Vorgang als
ein Aufstand der Urbaniciani dargestellt wird, den Caracalla
unterdrückt. Die niederträchtige Hinrichtung des Tribunen, der
nur auf des Kaisers Befehl gehandelt hatte, wird Caracalla zum
Ruhm angerechnet, und seine Milde wieder ins Licht gestellt durch
die Variante ut alii dicunt relegato.
Woher die Urbaniciani herbeieilten, läßt sich noch erkennen.
Nach der Verstärkung, welche die Cohortes praetoriae durch
Septimius Severus1 erfahren hatten, war für die Cohortes urbanae
kein Platz mehr in den Castra praetoria2. Sie mußten eine neue
Kaserne erhalten3. Der Bericht des Dio läßt erkennen, daß diese
Kaserne auf dem Abhang des Caelius stand, wo auch andere
Truppenlager nachzuweisen sind, die Castra peregrina und die
Castra der equites singuläres4. Dann lag die neue Kaserne der
Urbaniciani an dem Leidenswege des Cilo. Erst Aurelian hat
diese Truppe auf das Forum suarium verlegt5.
Der Jahreswechsel liegt Vita 4, 7 = Dio 77, 5, 3—5. So er-
hält die Angabe 4, 8 Helvium Pertinacem6, suffectum consulem,
ob hoc solum, quod filius esset imperatoris, occidit eine ausgezeich-
nete Beziehung. Er hätte an die Stelle des Asper treten sollen7.
In der Vita Getae wird auch dieser feige Mord entschuldigt durch
das angebliche Witzwort des Pertinax 6, 6: Helvius Pertinax —
dixisse dicitur adde et Geticus maximus, quasi Gothicus. Quod dictum
altius in pectus Bassiani descendit — 6, 8 Helvium autem etiam
suspectum habuit adfectatae tyrannidis. Der Witz kehrt wieder
Vita Caracalli 10, 6. Die Gegner Caracallas, die er erst zwei Jahre
später an der unteren Donau bekämpfte, waren die Carpen8. Die
1 Neue Heidelb. Jahrb. 10, 238.
2 Hülsen, Topogr. 1, 3, 385f.
3 Mommsen, Staatsr. 2, 1068.
4 Hülsen, Topogr. 1, 3, 234. 246.
5 Hülsen, Topogr. 1, 3, 452.
6 Prosop. 2, 133, 50.
7 S. 65.
8 Dessau, inscr. sei. 7178.
A. von Domaszewski:
Fälschers genau so wie Dio berichtet hatte; aber der Fälscher
hat alles in böser Absicht entstellt. Nach Dios Worten κλάπας
τε ύποδεδεμένον — καί χιτωνίσκον ένδεδυμένον war Cilo im Bade-
kleid. Denn κλάπας ist ganz richtig überliefert und ver-
trägt sich wohl mit nudis pedibus. Aber sublata veste senatoria
ist falsche Ausdeutung. Viel übler ist es, daß der Vorgang als
ein Aufstand der Urbaniciani dargestellt wird, den Caracalla
unterdrückt. Die niederträchtige Hinrichtung des Tribunen, der
nur auf des Kaisers Befehl gehandelt hatte, wird Caracalla zum
Ruhm angerechnet, und seine Milde wieder ins Licht gestellt durch
die Variante ut alii dicunt relegato.
Woher die Urbaniciani herbeieilten, läßt sich noch erkennen.
Nach der Verstärkung, welche die Cohortes praetoriae durch
Septimius Severus1 erfahren hatten, war für die Cohortes urbanae
kein Platz mehr in den Castra praetoria2. Sie mußten eine neue
Kaserne erhalten3. Der Bericht des Dio läßt erkennen, daß diese
Kaserne auf dem Abhang des Caelius stand, wo auch andere
Truppenlager nachzuweisen sind, die Castra peregrina und die
Castra der equites singuläres4. Dann lag die neue Kaserne der
Urbaniciani an dem Leidenswege des Cilo. Erst Aurelian hat
diese Truppe auf das Forum suarium verlegt5.
Der Jahreswechsel liegt Vita 4, 7 = Dio 77, 5, 3—5. So er-
hält die Angabe 4, 8 Helvium Pertinacem6, suffectum consulem,
ob hoc solum, quod filius esset imperatoris, occidit eine ausgezeich-
nete Beziehung. Er hätte an die Stelle des Asper treten sollen7.
In der Vita Getae wird auch dieser feige Mord entschuldigt durch
das angebliche Witzwort des Pertinax 6, 6: Helvius Pertinax —
dixisse dicitur adde et Geticus maximus, quasi Gothicus. Quod dictum
altius in pectus Bassiani descendit — 6, 8 Helvium autem etiam
suspectum habuit adfectatae tyrannidis. Der Witz kehrt wieder
Vita Caracalli 10, 6. Die Gegner Caracallas, die er erst zwei Jahre
später an der unteren Donau bekämpfte, waren die Carpen8. Die
1 Neue Heidelb. Jahrb. 10, 238.
2 Hülsen, Topogr. 1, 3, 385f.
3 Mommsen, Staatsr. 2, 1068.
4 Hülsen, Topogr. 1, 3, 234. 246.
5 Hülsen, Topogr. 1, 3, 452.
6 Prosop. 2, 133, 50.
7 S. 65.
8 Dessau, inscr. sei. 7178.