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Koch, Hugo; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1919, 22. Abhandlung): Kallist und Tertullian: ein Beitrag zur Geschichte der altchristlichen Bußstreitigkeiten und des römischen Primats — Heidelberg, 1920

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https://doi.org/10.11588/diglit.37699#0017
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Kallist und Tertullian.

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f. wiss. Theol., 1896, 625 ff.; 1899, 138 ff.), Gotthold Re sch
(Das Aposteldekret, 1905, 144ff.), Adolf v. Harnack (Die Apostel-
geschichte, 1908, 188ff.) sind der Ansicht, daß es von Haus aus
eine Sittenregel gewesen und erst später in eine Speiseregel um-
gedeutet und umgeändert worden sei (ebenso Kirsopp Lake, The
Church Quaterly Review, 1911, 345ff.). Zugleich glaubt man
auf dieser Seite, daß Tertullian nur die westliche, sittliche Fassung
des Dekretes kenne, wie er sich ja weder für das Verbot des Blut-
genusses (Apol. 9; De monog. 5; De jejun. 4) noch für die Ent-
haltung von Götzenopferfleisch (De spect. 13; De cor. mil. 10;
De praescr. 33; De jejun. 15) auf das Aposteldekret berufe, sondern
jenes gar nicht, diese mit I. Gor. 10, 19ff. und Apok. 2, 14 neu-
testamentlich begründe. Auch Karl Böckenhoff, der im übrigen
mit der Mehrzahl der Forscher den östlichen, rituellen Text des
Dekretes für den ursprünglichen hält1, findet bei Tertullian nur
die sittliche Auffassung bezeugt (Das apostolische Speisegesetz,
1903, 47). Dem gegenüber hat — nach dem Vorgang von Corssen
(Gotting. Gelehrt. Anzeig., 1896, 448ff.; 1899, 306ff.), Words-
worth-Withe (Nov. Test. Hieron. II, 1, 139), Kneller (Ztschr.
f. kath. Theol., 1904, 748ff.), Coppieters (Rev. Bibi., 1907, 43)
— vor kurzem R. Six (Das Aposteldekret, 1912, 125ff.) gezeigt,
daß Tertullian auch die rituelle Auffassung des Dekrets gekannt
haben muß. Denn wenn er De pud. 12, 5 sagt: „Das Blutverbot
werden wir viel richtiger von Menschenblut verstehen“ (inter-
dictum enim sanguinis multo magis humani intellegemus), so
setzt das offenbar ein zeremoniales Verständnis des Dekretes
voraus, wobei die doppelte Möglichkeit bleibt, entweder daß er
selber durch einen Schluß a minori ad majus erstmals aus der
rituellen Deutung die sittliche folgerte oder daß ihm schon beide
Erklärungen Vorlagen. Tatsächlich gehen ihm schon De jejun.
c. 4 bei der Erwähnung des alttestamentlichen Blutverbotes beide
Deutungen durcheinander (Carnem in sanguine anirnae suae non
edetis . . . legem a sanguine abstinendi . . . per exquisitionem san-
guinis de manu fratris et de manu bestiae omnis)2. Ausgerechnet
1 Vgl. neuestens Theod. Zahn, Die Urausgabe der Apostelgesch. d.
Lukas, 1916; Leipoldt im Theol. Litbl., 1916, 443, und A. Mantz in Ztschr.
f. neutest. Wiss., 1917/18, S. 190.
2 Daß die Schrift De jejun. der Schrift De pud. vorangeht, wird sich
uns weiter unten ergeben. — Vgl. auch Min. Fel. Oct. 30, 6: nobis homici-
dium nec videre fas nec audire, tantumque ab humano sanguine cavemus,
ut nec edulium pecorum in cibis sanguinem noverimus.
 
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