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Koch, Hugo; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1919, 22. Abhandlung): Kallist und Tertullian: ein Beitrag zur Geschichte der altchristlichen Bußstreitigkeiten und des römischen Primats — Heidelberg, 1920

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https://doi.org/10.11588/diglit.37699#0051
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Kallist und Tertullian.

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II. Der Verfasser des „Edikts“.
1. „Audio etiam edictum esse propositum, et quidem peremp-
torium. Pontifex scilicet maximus, quod est episcopus episcoporum
edicit: ego et moechiae et fornicationis delicta paenitentia functis
dimitto.“ So Tertullian De pud. 1, 61. Hippolyt aber richtet
Phil. IX, 12 gegen Kallist die Anklage: καί πρώτος τά προς τάς ήδονάς
τοΐς άνΑρώποί,ς συχχωρεΐν έπενόησε, λέγων πασιν ύπ’αύτου άφίεσΑαι άμαρ-
τίας2. Diese Stelle ist der Grund, weshalb man seit de Rossi (1866)
fast allgemein nicht mehr Zephyrin, sondern Kallist für den
Urheber des „Edikts“ hält. Esser aber greift (1914, 34ff.) wieder
auf Zephyrin zurück, indem er darzutun sich bemüht, daß dieser
Vorwurf Hippolyts gegen Kallist mit dem „Edikt“ bei Tertullian
gar nichts zu tun habe, sondern von ganz andern Maßnahmen
und Vorgängen rede. Und noch weiter geht Adam (Das sogen.
Bußedikt des Papstes Kallistus, 1917, 22 ff.) mit der Aufstellung,
daß überhaupt kein römischer, sondern ein karthagischer Bischof,
wahrscheinlich Agrippinus, das von Tertullian bekämpfte „Edikt“
erlassen habe3.
1 Gangneius hat in seiner Erstausgabe (Paris 1545) die Lesart: ego et
moechiae et fornicationis funes dimitto, was Rauschen in seiner Ausgabe
(p. 31) für „vielleicht richtig“ hält, Esser (Theol. Revue, 1916, 66 und
BKV., Tertullian II, 379 A. 1) mit Berufung auf De virg. vel. c. 14 („funem
longum delictorum“) zur Aufnahme in den Satz empfiehlt. Adam (Das sogen.
Bußedikt Kallists, 1917,19f.) weist aber diese Lesart mit zutreffenden Gründen
ab. „Der Text des Gangneius erklärt sich ohne Schwierigkeit daraus, daß
das paenitentia in der Vorlage fehlte und der Abschreiber, der mit dem allein-
stehenden functis nichts anzufangen wußte, das ihm schon sattsam bekannte
funes dafür einsetzte.“ Auch F. Rütten (Theol. Revue, 1918, 114f.) hält
an der üblichen Lesart fest.
2 Migne PG. 16. 3, 3379ff. Auch bei Kirch, Enchiridion fontium hist,
eccl. antiq.2, 1914, 131 ff.
3 Schon in der Theol. Quartalschrift, 1912, 209 sprach Adam von der
„neu aufkochenden Frage, ob der von Tertullian De pud. c. 1 angezogene
Bußerlaß auf Papst Kallist oder auf einen karthagischen Bischof zurück-
zuführen sei.“ Allein bis zum Erscheinen der ADAMschen Schrift v. J. 1917
wurde m. W. nur darüber gestritten, ob Kallist oder Zephyrin der Verfasser
des Ediktes sei und ob die Schrift De pud. sich an den karthagischen Bischof
oder an den römischen Bischof, den Verfasser des Ediktes, richte. Dagegen
hält P. de Labriolle, La crise montaniste, 1913, 453ff., wo er von der Person
des episcopus episcoporum handelt, wie Adam die Frage nach dem Adressaten
der Schrift De pud. und die Frage, welcher Papst der Verfasser des Ediktes
war, nicht auseinander (vgl. Esser, Theol. Revue, 1914, 535).
 
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