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Immisch, Otto; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1919, 7. Abhandlung): Agatharchidea — Heidelberg, 1919

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https://doi.org/10.11588/diglit.37684#0003
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1.

In seinen Untersuchungen über Ephorus (Herrn. 46, 1911,
161 ff. 321 ff.) hat Laqueur die Bedeutung der Tatsache ans
Licht gestellt, daß Ephorus dem Einzel buche seines historischen
Werkes eine Sonderaufgabe stellte und es demgemäß mit
eigenem epideiktisch-moralischen Proömium ausstattete, ein Kom-
positionstypus, dessen Nachwirkung, besonders auf Sallust und
Diodor, mit reichen Ergebnissen dargelegt wird. Hierbei war in-
dessen die Theorie der Epideiktik nicht nur beiläufig und-mit so
enger Beziehung auf Isocrates heranzuziehen, wie es bei Laqueur
geschieht (201 ff.). Die aristotelische Regel δτι άν βούληται εύΤύ
είπόντα ένδοΰναι καί συνάψαι (Rhet. 3, 1414b 25), die für die
Proömienfreiheit der Epideiktik schlechthin gilt, enthält ein All-
gemeines, δπερ πάντες (επιδεικτικοί) ποιοΰσιν, und die Helena
des Isocrates ist nur ein Beispiel dafür von vielen. Die Epideiktik
greift dann bekanntlich, wie sie es auf die Historiographie tut
(die Kontroverse darüber mit Ephorus bildete den Inhalt gerade
eines jener freien Proömien bei Timäus, Fr. 55 FHG 1, 203), so
auch auf andere Literaturgattungen über. Beispiele liefert Cicero
mit dem 2. Buche der Rhetorici und dem Werke de gloria, das
noch in der Buchfabrik ein neues Proömium bekommen mußte
— tu illud desecabis, hoc aclglutinabis —, weil sich herausstellte,
daß das eingelieferte schon einmal in Academico tertio verwendet
worden war. Id evenit ob eam rem, quod habeo volumen prooemiorum.
Ex eo eligere soleo, cum aliquod syngramma institui, ad Att. 16, 6, 4.
An der Freiheit der Proömien nehmen auch die παρεκβάσεις teil;
aus der eben angeführten Stelle des Polyhius über Timäus geht
hervor, daß der von Timäus in einem Proömium bekämpfte Epho-
rus das gleiche allgemeine Thema, die σύγκρισις von Geschichte
und Epideiktik, in einer jener Einschaltungen behandelt hatte,
worin er nach Polyhius’ Urteil seine Vorzüge glänzend entfaltete.
Die epideiktische Regel erweitert sich also: sie gestattet, und
fordert sogar, im Vorspiel wie im Zwischenspiel ein Verlassen
des Rahmens, ein Verweilen außerhalb des Themas. Der ästheti-
sche Zweck ist durchsichtig, καί έάν έκτοπίση, sagt Aristoteles,
άρμόττει, καί μή δλον τον λόγον όμοειδή είναι.

ι*
 
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