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Immisch, Otto; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1919, 7. Abhandlung): Agatharchidea — Heidelberg, 1919

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https://doi.org/10.11588/diglit.37684#0059
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Agatharchidea.

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schön ist es, daß diese Frömmigkeit auch den zweiten τρόπος der
θεία μίμησις nicht vergißt, das εύ ποιεΐν. Diese Mystik hat noch
nichts vom frommen Egoismus weltflüchtiger Theurgen. Hier
weht wirklich der Geist der hellenistischen φιλανθρωπία, die edle
Humanitas der Scipionenzeit. Vielleicht war Democrit voran-
geschritten: θεω δμοιον έχει ό άνθρο:>πος τό εύ ποιεΐν κτλ. bei Diels
i2, 446, 4 neben der Μετάδως bei Gercidas; vgl. Verf. Berl.
Phil. Wochensohr. 1919, 598 ff. Jedenfalls ist das einer der
Züge, um derentwillen uns Agatharchides, so wenig er als Denker
im ganzen zu bedeuten hat, denn doch lieh werden kann.

10.
In § 7 ist. der tadelnde Seitenblick auf die Metempsychose
(άφρόνως) natürlich dem Photius zuzurechnen. Erwähnt wurde
bereits (S. 51), daß die Metempsychose für den Vegetarismus
hier nur als Teilgrund erscheint. Der daneben geltend gemachte
rein rationell-hygienische Grund soll zugleich das bekannte Bohnen-
verbot1 erklären, übereinstimmend mit einer Auffassung, die auch
Callimachus schon vertrat (Fr. 128 Schn.): και κυάμων άπο χεΐ-
ρας εχειν άνιώντος έδεστοΰ κήγώ, Πυθαγόρης ως έκέλευε, λέγω.
Von Gell ins, der das zitiert (4, 11), hören wir, daß Aristo-
xenus das Verbot völlig leugnete und Bohnen im Gegenteil für eine
bevorzugte Speise der Pythagoreer erklärte. An Gründen für
das Verbot werden sehr merkwürdige aufgezählt, vom aristoteli-
schen Pythagorasbuche an (Fr. 195 Rose min.); vgl. die Stellen
bei Olck RE 3, 619, 29 ff. Auch unser Anonymus wird manches
davon mitgeteilt haben. Gegen unseren Ansatz spricht da nichts,
schwierig ist nur die Einordnung dieses und der unmittelbar fol-
genden Paragraphen in den Zusammenhang des Ganzen. Damit
dürfte es sich folgendermaßen verhalten. Nachdem aus den Ur-
prinzipien in ihrer geometrischen Darstellung die Körper abgeleitet
waren (σώματα πάντα 439 a 24), mußte — von Photius übergangen

1 Es ist nicht zu verwundern, daß es auch den Pythagoreern zugeschrie-
ben wurde. Begegnet es doch bei den ägyptischen Priestern (Herod. 2, 37),
in den Orphica und Eleusinien (Paus. 1, 37, 4) und beim römischen Flamen
Dialis (Festus Pauli 77, 24 Linds.).
 
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