Metadaten

Immisch, Otto; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1919, 7. Abhandlung): Agatharchidea — Heidelberg, 1919

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.37684#0090
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
90

Otto Immisch:

reisch hieß) b σύμπας κόσμος, ό ούρανός φημι καί ή γή άμα. Vgl.
oben S. 68. Sachlich ist die Aussage über das Wort κόσμος
heim Anonymus gar nicht verschieden von der doxographischen
Überlieferung über Pythagoras. Bezeichnend ist höchstens, daß
er selbst so pythagoreisch-platonisch-aristotelisch spricht und
nicht das stoische το όλον (in seinem Gegensatz zu παν) oder σύστα-
σις των όλων vorzieht.
In den begründenden Worten befremdet gewiß das Paar
τοΐς τε ζωοις καί τοΐς καλοΐς. Eine Textverderbnis dürfte aber
nicht vorliegen, sondern eine ungeschickte Kürzung desselben
Gedankens, den die Stoa so gern verfolgte und mit Vorliebe glän-
zend ausgestaltete1, das Argument άπό του κάλλους των έμφαινο-
μένων. Dabei wird im 'Schönen5 das ούκ είκη hervorgehoben (vgl.
Aetius 293 ff.). Aus demselben Grund bediente sich unser Ver-
fasser in § 11 der Ausdrücke τάξεις und τάττειν, die neben Zu-
sammenhang auch Wohlordnung andeuten wollen. Etwas absonder-
lich Stoisches liegt in der ganzen Gedankenentwicklung nicht, sie ist
ja mit dem Aufkommen des Wortes κόσμος implizite gegeben. Auch
ist zu beachten, wieviel ästhetische Momente gerade die pythagore-
ischen Grundlehren enthalten mit ihrer Annahme einer zahlenmäßi-
gen und geometrischen Bestimmtheit der Wirklichkeit, mit ihrem
System der Gegensätze und mit ihrem Verweilen beim Begriff
der Harmonie. Ferner denkt Philolaus schon vom Mond, daß dort
die Tiere und Pflanzen nicht nur größer, sondern auch „schöner“
sind als auf der Erde (VS t2 *, 237, 42). Die bis zum unsagbar
Schönen aufsteigende Herrlichkeit des oberen Kosmos bei Plato
ist bekannt, ebenso das berühmte Fragment aus Aristoteles’
Dialog περί φιλοσοφίας, das Cicero übersetzt hat (Fr. 12 Rose
min.), oder die Stimmung in περί ζώων (ropiow 1, 5 angesichts
der άγένητα καί άφ-Εαρτα und ihrer τιμιότης. Kurzum: auch § 15
erklärt sich vollkommen aus unseren bisherigen Voraussetzungen.
Wiederum bedarf es keinerlei Anleihe bei der Stoa.

13.
Hier beginnt nun ersichtlich ein neuer Hauptabschnitt: nach
dem Kosmos der Mensch. Was über andereTeile der organischen
Natur gesagt wird, bezieht sich nun alles auf den Menschen. Unser
1 Man mag das mit Capelle, Ilbergs Jahrb. 15, 1905, 534 für Posi-
donius charakteristisch nennen: ihm besonders zu eigen und sein Eigentum
kennzeichnend ist es wahrlich nicht.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften