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Otto Immisch:
erscheint infolge der Neubezifferung statt der kürzeren Form
έκ τής κοινής άπολογίας τό προοίμιον die einem neuen Codex
angemessenere άνεγνώσΤη του αύτοΰ ’Αριστείδου κτλ. Auf die-
selbe Weise dürfte die jetzige umständlichere Einführung von
Cod. 250 erst nach seiner Trennung von Cod. 249 entstanden sein.
Hierzu kommt, daß die gegenwärtige Betitelung von Cod. 249
άνεγνώσΕη ΠυΤαγόρου βίος nicht nur sachlich, wie schon erwähnt,
unzutreffend für den Gesamtinhalt des Stückes ist, sondern auch
deshalb mehr als verdächtig, weil anonyme Werke in der
Bibliothek sich sonst nur innerhalb der christlichen
Literatur finden (besonders Akten und Heiligengeschichten),
während in der profanen Literatur, mit der einzigen Ausnahme
von ein paar Lexika (Nr. 146—148), dieser Fall lediglich bei der
Biographie Isidors Cod. 242 vorkommt, die sich aber in den Ex-
zerpten selbst als die des Damascius zu erkennen gibt (vgl. 342 a 26
und 351 b 28). Bei den eigentlichen παλαιοί, den Klassikern,
kommen anonyme Schriften nirgends zu Bericht, so daß auch
von dieser Seite her der Titel von Cod. 249 das schwerste Beden-
ken erregen muß. Wenn dessen echter Kopf mit Namen und Buch-
titel des Agatharchides durch irgend einen Zufall verloren ging
(vermutlich im Zusammenhang mit einem Stück Exzerpt1 aus
dem eigentlichen Eingang des Buches, das schwerlich da einsetzte,
wo es jetzt einzusetzen scheint), so ist es gleichwohl nicht wunder-
bar, daß die Leser beim jetzigen Beginn von Cod. 250 und beim
Beginn des fünften Buches (445 b 37) den Agatharchidestitel ver-
merkten, da ja aus dem früheren Agatharchidesbericht des Photius,
Cod. 213, der Ursprung der Exzerpte, so wie sie sich dem eigentlichen
Thema deutlich zuwandten, mühelos festzustellen war2. Daß aber
der Vermerk, wenigstens der erste, in schwankender Form er-
scheint, verrät schon den sekundären Ursprung.
3.
Die Entscheidung über die Frage kann nur eine Untersuchung
des Inhaltes von Cod. 249 bringen. Wir nehmen dabei das schon
oben S. 15 berührte Ende des Stückes voraus, weil sich damit
1 Vg’l. den Fall des Cod. 124, wo der Textverlust (hier die gesamte
Inhaltsangabe treffend, die indessen vielleicht kurz war, wie im vorher-
gehenden Cod. 123) vom Titel nur noch übrig ließ άνεγνώσ-9-η του αύτοΰ,
in A ursprünglich gar nur άνεγνώσθη.
2 Vgl. insbesondere 171a 14—19 mit 460b 3—16.
Otto Immisch:
erscheint infolge der Neubezifferung statt der kürzeren Form
έκ τής κοινής άπολογίας τό προοίμιον die einem neuen Codex
angemessenere άνεγνώσΤη του αύτοΰ ’Αριστείδου κτλ. Auf die-
selbe Weise dürfte die jetzige umständlichere Einführung von
Cod. 250 erst nach seiner Trennung von Cod. 249 entstanden sein.
Hierzu kommt, daß die gegenwärtige Betitelung von Cod. 249
άνεγνώσΕη ΠυΤαγόρου βίος nicht nur sachlich, wie schon erwähnt,
unzutreffend für den Gesamtinhalt des Stückes ist, sondern auch
deshalb mehr als verdächtig, weil anonyme Werke in der
Bibliothek sich sonst nur innerhalb der christlichen
Literatur finden (besonders Akten und Heiligengeschichten),
während in der profanen Literatur, mit der einzigen Ausnahme
von ein paar Lexika (Nr. 146—148), dieser Fall lediglich bei der
Biographie Isidors Cod. 242 vorkommt, die sich aber in den Ex-
zerpten selbst als die des Damascius zu erkennen gibt (vgl. 342 a 26
und 351 b 28). Bei den eigentlichen παλαιοί, den Klassikern,
kommen anonyme Schriften nirgends zu Bericht, so daß auch
von dieser Seite her der Titel von Cod. 249 das schwerste Beden-
ken erregen muß. Wenn dessen echter Kopf mit Namen und Buch-
titel des Agatharchides durch irgend einen Zufall verloren ging
(vermutlich im Zusammenhang mit einem Stück Exzerpt1 aus
dem eigentlichen Eingang des Buches, das schwerlich da einsetzte,
wo es jetzt einzusetzen scheint), so ist es gleichwohl nicht wunder-
bar, daß die Leser beim jetzigen Beginn von Cod. 250 und beim
Beginn des fünften Buches (445 b 37) den Agatharchidestitel ver-
merkten, da ja aus dem früheren Agatharchidesbericht des Photius,
Cod. 213, der Ursprung der Exzerpte, so wie sie sich dem eigentlichen
Thema deutlich zuwandten, mühelos festzustellen war2. Daß aber
der Vermerk, wenigstens der erste, in schwankender Form er-
scheint, verrät schon den sekundären Ursprung.
3.
Die Entscheidung über die Frage kann nur eine Untersuchung
des Inhaltes von Cod. 249 bringen. Wir nehmen dabei das schon
oben S. 15 berührte Ende des Stückes voraus, weil sich damit
1 Vg’l. den Fall des Cod. 124, wo der Textverlust (hier die gesamte
Inhaltsangabe treffend, die indessen vielleicht kurz war, wie im vorher-
gehenden Cod. 123) vom Titel nur noch übrig ließ άνεγνώσ-9-η του αύτοΰ,
in A ursprünglich gar nur άνεγνώσθη.
2 Vgl. insbesondere 171a 14—19 mit 460b 3—16.