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Immisch, Otto; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1919, 7. Abhandlung): Agatharchidea — Heidelberg, 1919

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https://doi.org/10.11588/diglit.37684#0015
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Agatharchidea.

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auf eine berühmte Doxographie eingegangen wurde, diejenige zum
Problem der Nilschwelle, mit dem gleichen Bestreben, gegenüber
den Hypothesen über die αίτίαι sich an das Augenscheinliche
zu halten. Das wird weiterhin noch näher zu untersuchen sein.
— Der zweite Punkt, der hier vorab geltend gemacht werden
sollte, betrifft die Textüberlieferung an der Trennungsstelle zwi-
schen God. 249 und 250. Da verbindet der Führer des einen der
zwei Zweige, Marc. A., tatsächlich beide miteinander. Denn statt
des vollständigen Rubrums άνεγνώσθησαν Άγαθαρχίδου λόγοι,
δύο, ό πρώτος καί ό πέμπτος περί τής έρυθράς θαλάσσης καί έτέρων
παραδόξων έργων έν κεφαλαίω διαλαμβάνοντες. έκ. του ά λόγου
του περί τής έρυθράς θαλάσσης (worin έργων statt πραγμάτων
dem Ausdruck nach und έν κεφαλαίω sachlich Anstoß gibt),
bietet A nur: άνεγνώσθη έκ του ä λόγου Άγαθαρχίδου των
περί τής έρυθράς θαλάσσης (vgl. 445 b 37: έκ τής έ Άγαθαρ-
χίδου ιστορίας τής περί την έρυθράν θάλασσαν). Es fehlt
also die auf das Werk als Ganzes gehende Einführung, was
gut verständlich ist, wenn schon das Vorausgehende dazu
gehörte. Martinis Untersuchungen (Abh. d. sächs. Ges. d. Wis-
sensch. 28, 1911, Nr. VI) zeigen, daß in der Überlieferung der
Bibliothek überhaupt Bestand, Folge und Abgrenzung der Ab-
schnitte nicht ganz fest sind. Z. B. ist in A gleich im voraus-
gehenden God. 248 bei 431 a 21 eine falsche Trennung eingetreten
(die eine Lücke hervorrief) und im Rubrum des neuen Abschnittes

αφθαρσίας κόσμου verteidigt hatte (vgl. Philo π. άφθ. 6ff. und Schmekel,
Mittl. Stoa 307 ff.). Jene Physiologen befaßten sich dabei auch mit einem
primitiven Strandvolk mit so eigenartig abgeschlossenen Wohnsitzen, daß
ein früheres Zuwandern dahin zu Lande und wegen seiner Primitivität auch
ein solches über See undenkbar schien. Da bleibt wirklich nichts übrig (will
Agatharchides sagen), als die Existenz dieser Leute für einen Beweis des
erwähnten Lehrsatzes gelten zu lassen: λοιπόν είπεΐν, ώς αύθιγενεϊς είσι,
μνήμην του πρώτου σπέρματος ού λαβόντες, αεί δέ υπάρχοντες, δν τρόπον ενιοι.
των καλούμενων ώρίσαντο φυσικών. Bei Diodor fährt er aber fort: άλλα γάρ
περί μεν των τοιούτων, ανέφικτου τής έπινοίας ήμΐν ουσης, ούδέν κωλύει τούς τα
πλειστα άποφηναμένους έλάχιστα γινώσκειν, ώς άν τής έν τοΐς λόγοις πιθανότητος
την μέν άκοήν πειθούσης, την δ’ άλήθειαν ούδαμ,ιώς εύρισκούσης. Offenbar
ist’s so, daß er, wo es um künstlerische Ziele geht, die Rhetorik wohl
gelten läßt, aber von der rhetorischen Beweiskunst in realwissenschaft-
lichen Dingen nichts wissen wollte. Diese Denkhaltung ist zwar noch deutlich
verschieden von der philonisch-neuplatonischen, die ένάργεια im Sinne
von unmittelbarer Gewißheit über alle λόγων άπόδειξις stellt, aber eine
Vorstufe davon ist sie doch schon.
 
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