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Immisch, Otto; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1919, 7. Abhandlung): Agatharchidea — Heidelberg, 1919

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https://doi.org/10.11588/diglit.37684#0011
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Agatharchidea.

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καία καταφυγή, τον ναυτίλον δεχόμενου. Wie sehr überhaupt der-
artige έκφράσεις ihm am Herzen liegen, zeigt noch gegen den
Schluß hin die Stelle 460 a 17 ff., wo er versichert, sein Buch,
weil es αληθινή ιστορία sein wolle, beschränke sich auf unerfundene
Tatsächlichkeiten, und zwar auf πάθη τά γεννώντα τάς προφανείς
συμφοράς. Daneben erkennt er durchaus eine viel weitergehende
Literaturgattung an, die nur hier nicht für ihn in Betracht komme:
εύρίσκειν δέ πιθανώτερα τούτων εις μέν ύπόθεσιυ παράδοξον φιλο-
τιμούμεθα, ιστορίαν δέ άπαγγέλλοντες αληθινήν ούκ άν ύπομείναιμεν.
In dieser ύπόθεσις παράδοξος neben der Geschichtsschreibung
blickt schon die vielverhandelte Rhetorentheorie über die Erzäh-
lungskunst durch, über die es hier genügen mag auf Reitzen-
stein, Hell. Wundererzählungen, zu verweisen, 92 ff. (es sei nur
beiläufig bemerkt, daß der technische Ausdruck μυθώδες πλάσμα
bei Agatharchides auch 460 a 29 auftaucht).
Arrhian Schrift von de'r Nichtigkeit des Glaubens an Kometenvorzeichen.
Dieser vor Eratosthenes lebende Schriftsteller (vgl. Susemihl, Alex. Lit.
1, 775) gestattet an sich zwar auch keine nähere Fixierung der Agatharchides-
stelle, fragt man aber nach dem Zusammenhang dieser Äußerungen, so er-
gibt sich, sie müssen auch ihrerseits zu den Selbstbekenntnissen am Buch-
schluß gehören, die unmittelbar vorhergehen. Die noch im dürftigen Exzerpt
an den starken Ausdrücken kenntliche Ablehnung Arrhians (πολλοΐς άγω-
νίσμασι πειράται δεικνύναι) weist doch wohl darauf hin, daß Agatharchides
um 145 schreibend, wie wir annehmen, solcher Kometenvorzeichen gedacht
hat, die als Vorboten der schweren Weltbegebenheiten gelten konnten, die
auch in sein Leben und Arbeiten unheilvoll eingegriffen hatten. Er konnte
das als Peripatetiker sehr wohl (vgl. Seneca Nat. Qu. 7, 28, Iff. und 30, 1).
Er war aber auch ohnehin, wie sich noch zeigen wird, weit entfernt vom
Standpunkt einer aufklärerischen Auffassung wie sie Arrhian vertrat. Die
ένάργεια, auf die er überall hielt, boten ihm ja die tatsächlichen Vorgänge
und Erlebnisse. Im übrigen wird er gedacht haben, wie ihn Diodor 1, 41, 6
(vgl. auch 3, 30, 4) reden läßt: πολλά τήν φύσιν έναντίως φέρειν, ων τάς
αιτίας ούκ εφικτόν άν-9-ρώποις ακριβώς έξευρεΐν; vgl. ebd. 3, 31, 2, wo es von den
παράδοξα der φύσις heißt, τό των άν-θ-ρώπων γένος αδυνατεί τω νω συνιδεΐν.
Nun waren in jener Zeit wirklich auffällige Kometen sichtbar gewesen, nach
Seneca (a. a. 0. 15,1) ein besonders eindrucksvoller, non minor sole, nach
dem Tode Demetrius I von Syrien (fl50), ein anderer Attalo regnante. Da
er, nach Seneca zu schließen, nach dem eben erwähnten erschien, so war
das etwa zwischen 149 und 138, wo Attalus II. starb. Der Hinweis auf diese
Zeichen paßt also gut in den Epilog des um 145 verfaßten Werkes. —- Schließ-
lich stimmt zu unserem Ansatz auch das Verhältnis zu Artemidor, dessen
enger Anschluß an Agatharchides denn doch wohl einen größeren Zeitabstand
voraussetzt, zumal dann, wenn sich an Stelle des ursprünglichen Werkes
bereits die Epitome geschoben hatte, wie das für Artemidor, freilich nicht
■ohne Widerspruch, Rüge annahm, Quaest. Strab., Diss. Lips. 1888, 66.
 
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