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Immisch, Otto; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1919, 7. Abhandlung): Agatharchidea — Heidelberg, 1919

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https://doi.org/10.11588/diglit.37684#0045
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Agatharchidea.

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angegliedert wird, u. a. auch über Parmenides1. Weiter dürfte,
wie diese Reihen nun einmal sind, entsprechend der Abfolge
in der Darstellung des Diogenes (8, 3), Epicharm gefolgt sein:
καί ούτος ήκουσε ΠυΤαγόρου Diog. 8, 73; vgl. Plut. Numa 8 u. a.
(Zeller l5 1, 495). Wir erinnern uns auch, da hier ja Plato den
Pythagoreern angereiht wird, an die Vorliebe Platos für den wirk-
lichen Epicharm und an das Buch des Stilponschülers2 Alcimus
über die Abhängigkeit der Ideenlehre von den Pseudo-Epichar-
mea. Hier käme nun schließlich der Lehrer des Archytas, und
als solcher dürfte wohl Philolaus figuriert haben, entsprechend der
Tradition bei Cicero, de or. 3, 139, d. h. doch wohl Antiochus3.
Natürlich ist’s nur ein Ratespiel, dieser Rekonstruktionsversuch
der vom Anonymus gemeinten zehngliedrigen Reihe bis zu Aristo-
teles. Es sollte nur gezeigt werden, daß überhaupt eine mehr oder
minder sinnreiche Folgeordnung von dieser Art und mit den
gegebenen Zahlen gut ausführbar war.

1 Porph. hist, philos. Fr. VIII (Nauck 7); vgl. auch Diog. 8, 53ff.
und 8, 43 (Euseb. pr. ev. 10, 14, 14f.).
2 Vielleicht war er noch älter; vgl. Schwartz RE 1, 1543.
3 Für ganz ausgeschlossen kann nicht gelten, daß an dieser Stelle oder
überhaupt in der Reihe auch schon Ocellus erschien. Der zur Beglaubigung
des Buches erfundene Briefwechsel zwischen Plato und Archytas läßt gerade
den Archytas Platos Bekanntschaft mit den Schriften des Lukaners ver-
mittln (Diog. 8, 80). Bekanntlich zählt das fvorvarronische) Buch zu den
frühesten Erzeugnissen des Neupythagoreismus. Wie alt es in Wahrheit ist,
hat noch nicht ermittelt werden können. An Useners Annahme, in cap. 4
komme ein Reflex der lex Papia Poppaea in Betracht (Kl. Sehr. 3, 51), ist
nicht zu denken. Rohde (Kl. Sehr. 2, 161 f.) hat gezeigt, daß da Aristoxenus’
Πυθαγορικα,ί άποφάσει,ς benutzt sind. Im übrigen liegt starke Abhängigkeit
von Aristoteles’ περί γενέσεως καί φθοράς vor, aber gewiß muß man deshalb
nicht mehr, wie noch Diels Doxogr. 187 f. mit Usener wollte, unter Androni-
cus herabgehen. Im Gegenteil, der mit Aristoteles und Aristoxenus arbeitende
peripatetische Pythagoreer kann verhältnismäßig recht alt sein. Freilich
stoisch infiziert ist auch er schon (vgl. Diels a. a. 0. und gegen v. Heyden-
Zielewicz, Bresl. philol. Abh. 8, 3 Praechter, Philol. 61, 1902, 269ff.).
Zeller 34, 2, Ulf. denkt an die Mitte des 1. vorchristl. Jahrhunderts oder
einige Jahrzehnte früher, aber die obere Grenze hängt lediglich mit seinen
allgemeinen Annahmen über den Beginn der ganzen Richtung zusammen.
Doch sei dem wie es wolle, einem solchen Buche pflegt eine Tradition voraus
zu liegen, die es bestätigen und der es entsprechen will. Die Gestalt des
Lukaniers kann demnach schon viel früher mit einer ausgiebigeren Überlie-
ferung ausgestattet gewesen sein; vgl. auch Aristoxenus bei Porph. vit.
Pyth 22.
 
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