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Immisch, Otto; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1919, 7. Abhandlung): Agatharchidea — Heidelberg, 1919

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https://doi.org/10.11588/diglit.37684#0052
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52

Otto Immisch:

8.
Es folgte nun offenbar wirklich einiges über Pythagoras’ per-
sönliche Verhältnisse und Schule, was nach dem unechten Titel
der Hauptinhalt sein sollte. Photius hat nur die wenigen Zeilen
§ 3 daraus erhalten1. Selbst darin stehen bemerkenswerte Varian-
ten der Pythagorasüberlieferung. Zwar die, wie es scheint, verein-
zelte Altersangabe bleibt, weil möglicherweise mit verschriebenen
Zahlzeichen zu rechnen ist (vgl. Rittershusius bei Kiessling 135),
besser auf sich beruhen (80 Jahre Heraclides Lembus Diog. 8, 44;
90 Jahre ol πλείους ebd.; vgl. Schob Plat. Rp. 10, 600 B; εγγύς
εκατόν Jambl. 265) — Was Mnesarch angeht, so ist er im Kata-
log Jamblichs (265) dritter Diadoche, bei Suidas (v. Θεανώ) ist
er wenigstens mit aufgeführt neben Telauges, der manchmal allein
genannt wird, als Sohn des Pythagoras von Theano (vgl. Euseb.
pr. ev. 10, 14, 14). Doch schwankt die Tradition (vgl. Schob
Plat. a. a. O. und Suid. v. Πυθαγόρας) zwischen seinem Namen
und dem eines Dämon. Daß er jung verstarb, offenbar zu jung für
die Schulnachfolge, steht wohl nur hier. Sein Ausscheiden und
damit Telauges als unmittelbarer Nachfolger des Vaters bedeutet
etwas, wie wir sahen (S. 44), für die hier vorausgesetzte Diadochen-
liste. Von den Pythagorassöhnen Arimnestus (Duris bei Porph. 3)
und Dämon weiß unser Verfasser nichts oder will nichts wissen.
— Das merkwürdigste ist, wie er den weiblichen Teil der Familie
behandelt. Die Doppelung der Theanogestalt scheint er abzu-
lehnen, obwohl Theano als Frau des Pythagoras schon für Herme-
sianax feststand (Ath. 13, 599 a, 85ff.). Die Theano, von der er
spricht und die ihm ή Θεανώ ist, kennt er als Jüngerin und weiß
daneben nur noch, daß sie auch als Tochter galt, eine Variante,
die er, scheint es, allein bringt. Über die Schriften unter ihrem
Namen (Mullach 2, LVIf.) schweigt er. Von den zwei Töchtern,
die er vorher nennt, ist Myia auch sonst bekannt, neben Arignote
in einer Tradition bei Porphvrius 4 (vgl. Clemens, Strom. 4, 19,
123), während es im Platoscholion (Suid.) heißt: θυγάτηρ δέ
Μυΐα ή, ώς τινες, Άριγνώτη, welch letztere bei Suidas s. v. nur
μαθήτρια ist. Myia ist auch in der Briefliteratur der Pythagoreer-

1 Bekker zieht die Worte über die zwei Töchter zum Vorhergehenden
(διεδέξατο). Photius will aber doch wohl nur sagen: „Und Aisara und Myia
sind hier, in dieser Tradition, die Töchter“ (er kennt wohl andere). So schließt
auch das über Theano Gesagte gut an.
 
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