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Immisch, Otto; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1919, 7. Abhandlung): Agatharchidea — Heidelberg, 1919

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https://doi.org/10.11588/diglit.37684#0055
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Agatharchidea.

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der zweite, geometrische, mit seiner unbestimmten Ausdrucks-
weise nach dem Dualismus des ersten, arithmetischen, zu inter-
pretieren ist (έκ τής μονάδος καί τής δυάδος), deutlich in die
nicht posidonische, also in die nicht stoisch,, sondern peripatetisch
gerichtete Gruppe, so daß chronologisch er, statt Antiochus,
die Führung der Pseudepigraphenliteratur übernimmt und, falls
unser Ansatz richtig ist, gegen Schmekel 439 die Zeller sehe
Ansicht stützt, daß 'die gelehrten Studien in Alexandria’ es sind,
von denen dieser Mystizismus herkommt1 2, wenn auch sein Ur-
sprung, wie sich gleich zeigen wird, noch weiter zurückliegt. Frei-
lich enthalten nun gerade diese Paragraphen 4 und 6 für sich
kein Zeitkriterium. Die geschichtlich nicht unbedeutsame Stellung
des Autors muß sich von anderen Instanzen her aus dem Ganzen
ergeben. Für den hier vorliegenden Gedankengang müssen wir
uns bescheiden zu zeigen, daß auch er bei der vorausgesetzten
Datierung vollkommen aus den Quellen ableitbar ist, auf die das
pythagoreisch-akademisch-peripatetische Programm der Eingangs-
sätze hinwies.
Bei Philolaus (Fr. 8 Diels) und Archytas (vgl. Theo Smyrn.
p. 20, 19 H.) ist noch das εν die άρχά πάντων, oder doch nicht
unterschieden von μονάς in dieser Funktion. Die Akademie schei-
det dann die intelligiblen Zahlen (μονάς, δυάς) von den wirklichen,
wie es hier geschieht; vgl. über Speusipp Zeller 24, 1, 1003ff.
und Eva Sachs a. a. 0. 55. Akademisch ist es aber vor allem,
wenn als der grundlegende Gegensatz im αριθμός (als άρχή καί
ώς υλη των οντων) nicht das άρτιον und περιττόν erscheint, mit
άπειρον πεπερασμένον und. έξ άμφοτέρων, wie das altpythago-
reisch wäre2, sondern eben die μονάς und die berühmte αόριστος
δυάς. Unter den Vertretern dieser Ansicht nennt schon Theophrast
Metaph. 12 gerade Speusipp und Xenocrates. Die Frage, ob der
Ausdruck selbst, ή αόριστος δυάς, auch nur schon platonisch
war und in welcher Beschränkung des Sinnes, kann hier auf sich
beruhen (Heinze, Xenocrates 10ff.). Die Stellen, in denen man sie
hei Aristoteles den Pythagoreern beigelegt finden könnte,
1 Auch Präcfiter bei Überweg-FIeinze l10, 318 zweifelt in demselben
Sinne an Antiochus, freilich auch, was mir weniger berechtigt scheint, an
Schmekels Posidonius. Die Schmekel sehe Unterscheidung selbst erkennt
auch er an (ebenso BoNHÖFFERind. 3. Aufl. vouWindelbands Gesch. d. antiken
Philosophie 304).
2 Vgl. Philolaus Fr. 1. 2. 5. 6 und Aristot. Metaph. 1, 5, 986a 15ff.
 
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