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Immisch, Otto; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1919, 7. Abhandlung): Agatharchidea — Heidelberg, 1919

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https://doi.org/10.11588/diglit.37684#0069
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Agätharchidea.

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Äther ausdrücklich die Rede ist, dürfte nach allem, was wir nun
schon über das Verhältnis unseres Textes zur pythagoreisierenden
Platoauslegung der alten Akademie wissen, lediglich Schuld des
Photius sein. Die Sphärenanordnung selber gilt, wenigstens in
bezug auf die vier, als pythagoreisch bei Aetius (312, 14); vgl. Eva
Sachs 12. 55. 68ff. Sie sagt S. 70 durchaus überzeugend: „Eine
pythagoreische Elementen!ehre gibt es nicht. Was man dafür
ausgibt, ist ein Produkt aristotelischer, platonischer und philo-
laischer Gedanken, das in der älteren Akademie entstand.“ Ich
glaube, unser Autor bewegt sich auch seinerseits vollkommen auf
diesem Gleise, wie das ja auch ganz und gar seinem Hauptprogramm
entspricht. Von stoischem und insonderheit von posidonischem
Einfluß ist nichts zu erkennen. ·
Von den Einzelheiten des § 11 fassen wir zunächst die Folge
der Planeten ins Auge, worüber zu vgl. Hiller zu Eratosth.
carm. 44ff., Roscher in seinem Lex. 3, 2518ff. und Boll RE
7, 2553 und 2556 ff. Die Ordnung gründet sich auf die Umlaufs-
zeiten bzw. die Erdabstände (vgl. § 14). Nach den drei Planeten
Saturn, Juppiter und Mars folgen nach der Erde zu die übrigen
so: Venus Merkur Sonne Mond. Das ist, abgesehen von der Ord-
nung Venus Merkur statt Merkur Venus, worüber später, die
platonische Reihe (Tim. 38Cff., Rp.'lO, 616Eff.; vgl. Epin. 986Aff.),
zugleich die παλαιών δόξα (Simpl, π. ούρ. 474, 15 Heiberg; vgl.
παλαιών φήμη Procl. zu Tim. 38 B III 62, 4Diehl). Sie ward doch wohl
auch den Pythagoreern von Eudem zugeschrieben (Simpl. 471, 5),
wie denn bei Philolaus auf die απλανής σφαίρα die (fünf) Planeten
und dann erst Sonne Mond und Erde (und Gegenerde) folgten,
nach Aetius 336, 20 ff. Ebenso der alte, freilich die Planeten mit
den Fixsternen vereinigende Hebdomadist; vgl. Boll, Ilbergs
Jahrb. 1913, 143ff. Das Wesentliche bei dieser Anordnung ist,
daß die Sonne noch nicht den vierten, den Mittelplatz, einnimmt,
am Schlüsse der „oberen“ Planeten, also hinter Mars und vor
ihren zwei ίσοδρόμοι Merkur und Venus1. Nach Proclus a. a. 0.
ging mit Plato in dieser Lehre auch Aristoteles einig (der περί
ούρ. 291 a 31 auf τά περί αστρολογίαν verweist) und ebenso oi
1 In § 14 handelt es sich nicht mehr um die räumliche Anordnung der
Planeten, sondern um die Reihe ihrer Umlaufszeiten, und unter diesem Ge-
sichtspunkt sind Merkur und Venus, die ισοταχείς, wie billig dem ήλιος nach-
gestellt, ώ ϊσάζουσιν. Auf die Folge des Paares der ισοταχείς unter sich
(er sagt hier Merkur und Venus) kam dabei auch nichts an.
 
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