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Immisch, Otto; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1919, 7. Abhandlung): Agatharchidea — Heidelberg, 1919

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https://doi.org/10.11588/diglit.37684#0074
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74

Otto Immisch:

ist dann der Mond geradezu der ισθμός αθανασίας καί γενέσεως
vgl. Zeller 34 2, 149. Die Wichtigkeit der Mondgrenze in der
Eschatologie und Dämonenlehre des Xenocrates ist bekannt
(Heinze 78ff.).
Bedeutsam ist, daß dieser Glaube, es müsse, was immer an
Kausalverknüpfung unter dem Monde vorhanden sei, letzten
Endes verankert gedacht werden in der obersten Himmelssphäre,
hier noch keinerlei astrologische Anwandlungen zeigt. Hätten sie
sich im vollständigen Texte vorgefunden, so hätte gerade Photius
mit seinem Glaubenseifer sie sicherlich nicht ignoriert1. Es dürfte
nicht nötig sein, um diese Haltung unseres Peripatetikers zu er-
klären, die stark einwirkende Skepsis der Carneades und Panätius
heranzuziehen, worüber jetzt auch Gronau handelt, Poseidonios
und die jüdisch-christl. Genesisexegese 33. Wir finden ja doch in
den folgenden Zeilen unseres Paragraphen eine keineswegs polemisch
negative Auffassung, sondern ein sozusagen ganz positives System,
das bestimmt ist, trotz des Glaubens an eine Art von großem Svn-
desmos in der Welt, deren sublunarischem Teile dasjenige Maß
von Zusammenhangslosigkeit zu wahren, das dem nüchternen
Beobachterblick unseres Freundes der ένάργεια notwendig und
unleugbar schien (vgl. oben S. 56). Freilich ist er dabei zugleich
auch von pythagoreisch-platonischen Wertvorstellungen erfüllt, so
daß die Emanzipation der unteren Welt nicht etwa als ihr Vorzug
erscheint im Sinne des Indeterminismus. Sie unterliegt damit
vielmehr der κακία (30) kraft der im Kosmos ihr zugeordneten
untersten Stelle. - Den Ausdruck υποστάθμη, für die Erde, der dabei
fällt (32), teilt er freilich mit Späteren, aber auch hier ist ein ge-
meinsames älteres Original da, Plato im Phädon 109B. Allerdings
bleibt da eine kleine Schwierigkeit. Es soll gerade Agatharchides
einmal, wenn anders Diodor 3, 44, 3 den ursprünglichen Text be-
wahrt hat, das fragliche Wort in einem anderen Sinne als es hier
paßt ('Bodensatz5), verwendet haben, nämlich in der Bedeutung
„Fundament“: νήσον έρημον παλαιών οικιών εχειν λιθίνας ύποστάθμας.
Überblickt man indessen die Stellen, die Gataker zu Marc Aurel
9, 36 bringt (das Lexicon suppletorium enthält nichts), so ist jene
erste Bedeutung so ausschließlich bezeugt, daß wohl auch Aga-
tharchides nicht von steinernen Fundamenten gesprochen hat —
von was anders als von Stein sollten auch wohl Fundamente sein,
1 Der Glaube an Kometen als Unglückszeichen, den wir S. 11 bei Aga-
tharchides fanden, ist von der Astrologie zu trennen.
 
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