76
Otto Immisch:
Über die allgemeinen pythagoreisch-platonischen Voraus-
setzungen der Geringschätzung gegen die Erde bedarf es nicht
vieler Worte, φιλομετάβολος γένεσις bei Philolaus sagt genug.
Bei Plato haben wir deutlich die Passivität im Element Erde
(άκινοτάτη των τεττάρων γενών (Tim. 55D). Den Zug nach
unten, das κάτω φέρεσθαμ hebt Aristoteles oft hervor. Seine
ganze kosmische Anschauung schließt die Minderwertigkeit der
Welt der γένεσις καί φθορά im Vergleich zur wandellosen oberen
Sphäre ein. Besonders in Betracht kommt des Xenocrates Drei-
teilung: sie wird bedeutsam für den folgenden Abschnitt, der aus-
führt, wie sich die obersten αιτία! auf den Kosmos verteilen.
Auch unser Autor setzt da in Wahrheit eine Dreiteilung voraus.
Er sagt, von der (mit drei verschiedenen Namen benannten) Hei-
marmene seien beherrscht πάντα τά άλλα μέρη, im Gegensatz
zur sublunaren Welt. Das nötigt, den supralunaren Kosmos in
Teile zu gliedern (vgl. 441 a 9 neben θεός pluralisch τά πλησίον
αύτοΰ οντα). Offenbar sind es aber nur die beiden Sphären, die
der Fixsterne und die der Planeten. Eben damit nähern wir
uns auch dem Boden von Xenocrates’ Lehre über die Hei-
marmene, von der er in einer besonderen Schrift gehandelt
hatte (Heinze 157). Das Hauptstück hat schon Schmertosch
(De Plutarchi sententiarum quae ad divinationem spectant
origine, Diss. Lips. 1889, S. 32) aus dem Vergleich von Plut. qu.
conv. 9, 14, 4 mit ps. Plut. de fato 2 erkannt. Die oberste Sphäre
regiert Klotho, die mittlere Atropos, die untere Lachesis. Das
knüpft natürlich an Plato an (Rep. 10, 617D) und wahrt der
unteren Sphäre (was, wie mehrfach schon bemerkt wurde, auch
hier geschieht) ein Stück des freien Willens: αιτία του έλομένου!
Bedeutsam aber ist zweierlei. Erstens verzichtet unser Peripatetiker
schließlich doch darauf, die Zweigliederung der oberen Welt auch
in den αIxica selbst zum Ausdruck zu bringen. Während von
diesen αίτίαι unter dem Monde eine wirkliche Vierzahl herrscht,
werden für die obere Welt zwar mehrere Namen genannt, aber es
sind eben nur drei Namen für dieselbe Sache. Das βεβαίως καί.
άρίστως τετάχθαι, welches für die Fixsternensphäre mit dem
πρώτον αίτιον und ebenso für alles gilt δτι αν fj εγγύς αύτοΰ (26ff.)
ist ein und dieselbe τάξις μέχρι σελήνης (29) und identisch mit
der weiterhin (34) genannten βέβαια τάξις, die dort in einer
offenbar tautologischen Reihe steht: την πρόνοιαν καί την βεβαίαν
τάξιν καί την ειμαρμένην του θεού έπομένην αύτώ. Diese Zu-
Otto Immisch:
Über die allgemeinen pythagoreisch-platonischen Voraus-
setzungen der Geringschätzung gegen die Erde bedarf es nicht
vieler Worte, φιλομετάβολος γένεσις bei Philolaus sagt genug.
Bei Plato haben wir deutlich die Passivität im Element Erde
(άκινοτάτη των τεττάρων γενών (Tim. 55D). Den Zug nach
unten, das κάτω φέρεσθαμ hebt Aristoteles oft hervor. Seine
ganze kosmische Anschauung schließt die Minderwertigkeit der
Welt der γένεσις καί φθορά im Vergleich zur wandellosen oberen
Sphäre ein. Besonders in Betracht kommt des Xenocrates Drei-
teilung: sie wird bedeutsam für den folgenden Abschnitt, der aus-
führt, wie sich die obersten αιτία! auf den Kosmos verteilen.
Auch unser Autor setzt da in Wahrheit eine Dreiteilung voraus.
Er sagt, von der (mit drei verschiedenen Namen benannten) Hei-
marmene seien beherrscht πάντα τά άλλα μέρη, im Gegensatz
zur sublunaren Welt. Das nötigt, den supralunaren Kosmos in
Teile zu gliedern (vgl. 441 a 9 neben θεός pluralisch τά πλησίον
αύτοΰ οντα). Offenbar sind es aber nur die beiden Sphären, die
der Fixsterne und die der Planeten. Eben damit nähern wir
uns auch dem Boden von Xenocrates’ Lehre über die Hei-
marmene, von der er in einer besonderen Schrift gehandelt
hatte (Heinze 157). Das Hauptstück hat schon Schmertosch
(De Plutarchi sententiarum quae ad divinationem spectant
origine, Diss. Lips. 1889, S. 32) aus dem Vergleich von Plut. qu.
conv. 9, 14, 4 mit ps. Plut. de fato 2 erkannt. Die oberste Sphäre
regiert Klotho, die mittlere Atropos, die untere Lachesis. Das
knüpft natürlich an Plato an (Rep. 10, 617D) und wahrt der
unteren Sphäre (was, wie mehrfach schon bemerkt wurde, auch
hier geschieht) ein Stück des freien Willens: αιτία του έλομένου!
Bedeutsam aber ist zweierlei. Erstens verzichtet unser Peripatetiker
schließlich doch darauf, die Zweigliederung der oberen Welt auch
in den αIxica selbst zum Ausdruck zu bringen. Während von
diesen αίτίαι unter dem Monde eine wirkliche Vierzahl herrscht,
werden für die obere Welt zwar mehrere Namen genannt, aber es
sind eben nur drei Namen für dieselbe Sache. Das βεβαίως καί.
άρίστως τετάχθαι, welches für die Fixsternensphäre mit dem
πρώτον αίτιον und ebenso für alles gilt δτι αν fj εγγύς αύτοΰ (26ff.)
ist ein und dieselbe τάξις μέχρι σελήνης (29) und identisch mit
der weiterhin (34) genannten βέβαια τάξις, die dort in einer
offenbar tautologischen Reihe steht: την πρόνοιαν καί την βεβαίαν
τάξιν καί την ειμαρμένην του θεού έπομένην αύτώ. Diese Zu-