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Immisch, Otto; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1919, 7. Abhandlung): Agatharchidea — Heidelberg, 1919

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https://doi.org/10.11588/diglit.37684#0077
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Agatharchidea.

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sammenfassung der oberen Welt, trotzdem auch sie sich
gliedert, zu einer Einheit ist dem Peripatetiker ganz gemäß, sie
entspricht der oben S. 73 angeführten Stelle aus dem Eingang
der aristotelischen Meteorologie. Die Folge ist, daß bei unserem
Autor minder entwickelt ist, was später (wohl wirklich besonders
durch Posidonius; vgl. Jäger, Nemesios 73ff.; 96ff.) aus plato-
nisch-xenokratischen Ansätzen zur Lehre vom großen Syndesmos
der Welt und vom kosmischen Kontinuum ausgestaltet worden ist;
denn dabei muß immer ein bedeutungsvolles Mittel- und Binde-
glied zwischen dem Absoluten und der Endlichkeit auftreten,
das aber der scharfen peripatetischen Zweiteilung fehlt (über den
Menschen in dieser Stellung siehe unten zu § 17). Bei Xenocrates
ist die mittlere Parze oder Muse συνέχουσα τά Ένητά τοΐς Εεοΐς
καί τά περίγεια τοΐς ούρανίοις, und Lachesis nimmt die schwester-
lichen Energien auf συμπλέκουσα καί διαδιδοΐίσα ταύτας εις τά ύπ’
αύτής τεταγμένα τά επίγεια. Diese Art Gliederbau fehlt hier,
oder richtiger: er ist nicht besonders sichtbar gemacht und betont.
Denn tatsächlich wirken die akademischen Gedanken auch hier
weiter, wie sich zeigt, wenn wir nunmehr die vier sublunaren
αίτίαι näher ins Auge fassen.
Zunächst sieht uns auch da alles ganz peripatetisch an und
erinnert an die von Schmertosch a. a. 0. 34ff. aus Aristoteles
erläuterten Partien von ps. Plut. de fato 6—8 über άναγκαΐον und
δυνατόν, über τύχη und αύτόματον. Zu beachten ist das durchge-
führte Exemplifizieren mit dem Schiff (38ff.). Auch die Wendung
της δ’ ειμαρμένης πολλοί είσι τρόποι καί διαφοραί erinnert sofort
an die peripatetische Methode: ποσαχώς λέγεται ή ειμαρμένη
(vgl. § 21 ότι ό ούρανός τριχώς λέγεται). Und doch tritt eben hier
der xenokratische Syndesmos überraschend und unvermittelt
hervor, wenn es von der Heimarmene heißt: ειρμόν έχει καί
τάξιν καί άκολουθίαν. Aber gerade damit gelangen wir an eine
für unsere Auffassung dieses Eklektikers wie es scheint ver-
hängnisvolle Stelle. Denn hier handelt es sich offenbar um die
Etymologie Heimarmene von ειρμός, und die hat man als spezifisch
stoisch zu erweisen gesucht (Gundel, RE 7, 2623, 66); vgl. be-
sonders Aetius 324, 11: οί Στωικοί ειρμόν αιτιών, τούτεστι τάξιν
καί έπισύνδεσιν απαράβατου. Auch der stoisch beeinflußte Ver-
fasser περί κόσμου sagt διά τό εΐρειν 401b 9; über Posidonius
vgl. Rudberg 104. Daß die Etymologie geradezu bei Chry-
sipp stand, geht aus Eusebius pr. ev. 6, 8, 8 und 10 hervor
 
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