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Otto Immisch:
In der Tat gehört sie hierher, denn Aetius gibt ausdrücklich Aus-
kunft, weshalb und in welchem Sinn der Name vermieden ist:
την δ’ ειμαρμένην ούκ αιτίαν μέν, τρόπον δέ τινα αιτίας συμβεβη-
κότα πως τοίς τής άνάγκης τεταγμένοις; vgl. beim Anonymus
τής δ’ ειμαρμένης πολλοί είσι τρόποι καί διαφοραί. Der doxo-
graphische Bericht darf auch ohne genaue Deckung durch
die erhaltenen Schriften des Aristoteles als peripatetisch ver-
wendet werden, weil ihn ein alsbald folgendes (325, 29) Theo-
phrasteum deckt, das zwar im übrigen ziemlich dunkel bleibt und
in dessen Aufzählung das Glied φύσεως erst hat ergänzt werden
müssen, das aber doch ersichtlich die gleiche Reihe bietet und dabei
προαίρεσις für νους einsetzt (προαιρέσεως φύσεως τύχης καί άνάγκης),
also sich unserem Anonymus um einen weiteren Schritt annähert.
Auch die 'stoische’ Lehre (Aetius 326, 3 ff.) ist abhängig von
diesen älteren Formulierungen.
Zu beachten ist endlich, daß der Anonymus von der Tyche
sagt: ή δέ τύχη έχει τό αύτόματον καί τό ως ετυχεν; vgl. ps. Plut.
de fato 7: περί δέ τής τύχης καί του αύτομάτου κτλ. und Alexander
168, 18: τρίτον δέ έστιν έν τοίς ένεκα, του γινομένοις καί τα άπό
τύχης τε καί τού αύτομάτου γίνεσθ-αι πεπιστευμένα κτλ. In den
Kapiteln der φυσική άκρόασις über τύχη und αύτόματον als αίτια
(2, 4—6) macht Aristoteles den Unterschied, daß der Tyche als
Gebiet zufällt, όσοις καί τό εύτυχήσαι αν ύπάρξειεν καί όλως πράξις
(197 b 1). Also selbst im Bereich der Lebewesen findet τύχη nur
statt, soweit mit προαίρεσις zu rechnen ist (ebd. 7). Dagegen
das αύτόματον steht καί τοίς άλλοις ζωοις zu καί πολλοΐς των
άφύχων. Tyche, beschränkt auf die προαιρετικά, ist also der engere
Begriff: τό μέν άπό τύχης παν άπό ταύτομάτου, τούτο δ’ ού παν
άπό τύχης. Dies kehrt auch wieder bei ps. Plutarch de fato 7,
572 D: διό καί τό μέν αύτόματον κοινόν εμψύχων τε καί άψύχοον, ή δέ
τύχη άνΤρούπου ίδιον ήδη πράττειν δυναμένου. Im Beispiel des Ano-
nymus (τό μέντοι έν εύδία χειμώνα καί ζάλην έξαίφνης έπιγενέσθαι
έκ τύχης) ist also, wie jetzt nachzutragen ist, zu έπιγενέσΤαι,
um den nötigen Willensvorgang zu haben, τω πλέοντι dazu zu
denken, was aber nach dem Vorausgehenden und Folgenden
sich auch von selbst versteht. Diese Vorstellung von der
Tyche schließt sich gut an der von uns schon erwähnten (S. 79)
pythagoreische von der dämonischen Tyche, der Urheberin
menschlicher Erfolge und Mißerfolge, ja überhaupt günstiger
wie ungünstiger Beschaffenheit der menschlichen Natur. Zu-
Otto Immisch:
In der Tat gehört sie hierher, denn Aetius gibt ausdrücklich Aus-
kunft, weshalb und in welchem Sinn der Name vermieden ist:
την δ’ ειμαρμένην ούκ αιτίαν μέν, τρόπον δέ τινα αιτίας συμβεβη-
κότα πως τοίς τής άνάγκης τεταγμένοις; vgl. beim Anonymus
τής δ’ ειμαρμένης πολλοί είσι τρόποι καί διαφοραί. Der doxo-
graphische Bericht darf auch ohne genaue Deckung durch
die erhaltenen Schriften des Aristoteles als peripatetisch ver-
wendet werden, weil ihn ein alsbald folgendes (325, 29) Theo-
phrasteum deckt, das zwar im übrigen ziemlich dunkel bleibt und
in dessen Aufzählung das Glied φύσεως erst hat ergänzt werden
müssen, das aber doch ersichtlich die gleiche Reihe bietet und dabei
προαίρεσις für νους einsetzt (προαιρέσεως φύσεως τύχης καί άνάγκης),
also sich unserem Anonymus um einen weiteren Schritt annähert.
Auch die 'stoische’ Lehre (Aetius 326, 3 ff.) ist abhängig von
diesen älteren Formulierungen.
Zu beachten ist endlich, daß der Anonymus von der Tyche
sagt: ή δέ τύχη έχει τό αύτόματον καί τό ως ετυχεν; vgl. ps. Plut.
de fato 7: περί δέ τής τύχης καί του αύτομάτου κτλ. und Alexander
168, 18: τρίτον δέ έστιν έν τοίς ένεκα, του γινομένοις καί τα άπό
τύχης τε καί τού αύτομάτου γίνεσθ-αι πεπιστευμένα κτλ. In den
Kapiteln der φυσική άκρόασις über τύχη und αύτόματον als αίτια
(2, 4—6) macht Aristoteles den Unterschied, daß der Tyche als
Gebiet zufällt, όσοις καί τό εύτυχήσαι αν ύπάρξειεν καί όλως πράξις
(197 b 1). Also selbst im Bereich der Lebewesen findet τύχη nur
statt, soweit mit προαίρεσις zu rechnen ist (ebd. 7). Dagegen
das αύτόματον steht καί τοίς άλλοις ζωοις zu καί πολλοΐς των
άφύχων. Tyche, beschränkt auf die προαιρετικά, ist also der engere
Begriff: τό μέν άπό τύχης παν άπό ταύτομάτου, τούτο δ’ ού παν
άπό τύχης. Dies kehrt auch wieder bei ps. Plutarch de fato 7,
572 D: διό καί τό μέν αύτόματον κοινόν εμψύχων τε καί άψύχοον, ή δέ
τύχη άνΤρούπου ίδιον ήδη πράττειν δυναμένου. Im Beispiel des Ano-
nymus (τό μέντοι έν εύδία χειμώνα καί ζάλην έξαίφνης έπιγενέσθαι
έκ τύχης) ist also, wie jetzt nachzutragen ist, zu έπιγενέσΤαι,
um den nötigen Willensvorgang zu haben, τω πλέοντι dazu zu
denken, was aber nach dem Vorausgehenden und Folgenden
sich auch von selbst versteht. Diese Vorstellung von der
Tyche schließt sich gut an der von uns schon erwähnten (S. 79)
pythagoreische von der dämonischen Tyche, der Urheberin
menschlicher Erfolge und Mißerfolge, ja überhaupt günstiger
wie ungünstiger Beschaffenheit der menschlichen Natur. Zu-