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Goldschmidt, Richard H.; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1927/28, 6. Abhandlung): Postulat der Farbwandelspiele — Heidelberg, 1928

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https://doi.org/10.11588/diglit.38940#0045
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Postulat der Farbwandelspiele.

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Anteil haben ? Kann etwa entsprechend einer nativistischen, einer
empirischen oder sonst einer Interpretation „unmittelbar“ beispiels-
weise ein lebhaftes Rot erregen, ein sanftes Grün beruhigen, ein
tiefes Blau zum Versunkensein führen, wenn eine passende Folge
von Farben vorausging und etwa auch die sonst (nach G. J. von Al-
lesch, 7.) erheblichen intra- und interindividuellen Differenzen
milderte? Ist also doch eine „unmittelbare“ künstlerische
Wirkung der „Farbwandelspiele“, der bewegten Farben als
solcher immerhin denkbar ? —
»Noch mehr; Farben können nicht ohne Räume, und Räume
nicht ohne Figuren vorgestellt werden. Man muß sie also in einem
bestimmten Raume entweder alle auf einer einzigen Figur spielen
lassen, oder es müssen mit den verschiedenen Farben zugleich ver-
schiedene Figuren aufeinander folgen. Hat man aber eine Harmonie
der Größen schon gefunden ? Weiß man den verschiedenen Figuren,
die die abwechselnden Farben vorstellen, eine Einheit im Mannig-
faltigen zu verschaffen ? Geschieht dieses nicht, so muß entweder
die Disharmonie, oder das Einerley der Figuren, notwendig die
Lust stöhren, mit welcher uns, wenn ich so reden darf, die wohl-
lautenden Farben zu erfreuen versprechen.«
Stimmt das alles? Scheitert die Möglichkeit der Farb-
wandelspiele an der Realität des Farbe-Form-Zusammenhanges
oder an technischen Schwierigkeiten ? —- Die Frage nach einer
künstlerischen Wirkung der Farbwandelspiele wäre nun praktisch
bedeutungslos, wenn eine Frage nach ihrer „Möglichkeit“ verneint
werden müßte, sodaß sich eine Forschung zunächst hierauf zu
richten hat.
»Sollte es aber nicht möglich sein, die Linie der Schönheit
oder des Reitzes, die in der Malerey tausendfaches Vergnügen
gewährt, mit der Harmonie der Farben zu verbinden?«
»Man kennt in Teutschland nunmehr die Wellenlinie, die unser
Hogarth (in seiner Zergliederung der Schönheit) für die Maler,
als die ächte Schönheitslinie festgesetzt hat. Und den Reitz ? Viel-
leicht würde man ihn nicht unrecht durch die Schönheit der
wahren oder anscheinenden Bewegung erklären. Ein Bey-
spiel der ersteren sind die Mienen und Geberden der Menschen,
die durch die Schönheit in den Bewegungen reitzend werden; ein
Beispiel der letztem hingegen, die flammigten, oder mit Ho-
GARTHen zu reden, die Schlangenlinien, die allezeit eine Bewegung
nachzuahmen scheinen. (Hier versucht Theokles in wenig Worten
 
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