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Goldschmidt, Richard H.; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1927/28, 6. Abhandlung): Postulat der Farbwandelspiele — Heidelberg, 1928

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https://doi.org/10.11588/diglit.38940#0059
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Postulat der Färb wandelspiele.

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Im Sinne einer „Elementen“-Psychologie wäre es nun wohl
denkbar, Helligkeits- und Farb-Charaktere entstünden analog wie
Allgemeinvorstellungen aus konkreten Einzelvorstellungen, näm-
lich dadurch, daß einzelne „konkrete Eindrücke“ einander nahe-
stehender Helligkeitsgrade (je nach ihrer Verwandtschaft, unwill-
kürlich, etwa durch Assoziations- oder Assimilationsbildung) auf-
einander bezogen würden, (in ihrer Verbundenheit) sich jeweils
hinsichtlich ihrer gemeinsamen Qualität dem Gedächtnis einpräg-
ten und neu auftretenden optischen Eindrücken gegenüber (etwa
assoziativ oder assimilativ) zur Geltung kämen, indem sie jeweils
den typischen Repräsentanten (als die Allgemeinvorstellung) ihres
Helligkeits- oder Färb-Charakters (als ihres gemeinsamen quali-
tativen Verwandt Schafts - Merkmals) zur Auffassung brächten.
Demgegenüber läßt sich mit vielleicht stärkerer Wahrscheinlichkeit
annehmen, eine gewisse „allgemeine Qualität“ wäre bei Auffassung
konkreter optischer Eindrücke in einer genetisch geordneten Reihe
von Entwicklungsstufen das Frühere, sowie unter erschwerten Auf-
fassungsbedingungen das leichter Erfaßbare, eine allgemeine Quali-
tät, wie der Helligkeits- oder Farb-Charakter, wie Röte, Gilbe, Bläue;
woneben erst später, nach fortschreitend verfeinerter Differentiierung
einzelne Farbtöne in ihrer Unterschiedlichkeit beachtet werden, wo-
bei dann schließlich neben den nunmehr unterschiedenen einzelnen
Farbtönen sich für die Helligkeits- und Farb-Charaktere deren
typische Repräsentanten herausbilden (jeweils in etwa vergleichbar
dem arithnqetischen, geometrischen oder harmonischen Mittel der
Reihe von Zahlenwerten, die den Helligkeits- oder Farbton-
Nuancen gleichen Charakters als entsprechend sich denken ließen).
— Jedenfalls bedeutet das Hervortreten von Helligkeits- oder
Farb-Charakteren, daß sich der Auffassung eine allgemeine optische
Qualität darbietet, daß diese in ihrer Komplexität erlebt wird, und
sich erst nach einem Fortschritt in der Analyse differentiieren läßt,
während sie selbst als eine allgemeine Eigenschaft bewußt wird,
und hinsichtlich ihrer objekthaften Bezogenheit vielleicht als nur
ungefähr bestimmt, vage, labil erkannt werden kann. Hierbei ent-
spräche es herkömmlichen Erfahrungen über inter- und intra-
individuelle Differenzen überhaupt, wenn auch die Auffassungs-
bereitschaft für Helligkeits- und Farb-Charaktere Unterschiede
des Grades und der Richtung zeigte, wenn also beispielsweise
Röte und Bläue einmal in einer gleichen Ausgeprägth eit und Nach-
barschaft erschiene wie Gilbe und Grünlichkeit, während ein ander-
 
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