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Goldschmidt, Richard H.; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1927/28, 6. Abhandlung): Postulat der Farbwandelspiele — Heidelberg, 1928

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https://doi.org/10.11588/diglit.38940#0068
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68

R. H. Goldschmidt:

waren; dann wurden die resultierenden schwachen Lichteindrücke
als (unscharf umgrenzte) kreisförmige Lichtnebel aufgefaßt, gleich-
viel welche Gestalt und Größe die Lichtreize der als „eben merklich
hell“ aus dem lichtfreien (nur vom Eigenlicht der Netzhaut erfüll-
ten) Gesichtsfeld sich heraushebenden Wahrnehmungsbilder gehabt
hatten . . .« Wenn analog tachistoskopische und andere Dar-
bietungen zeigen, daß Kreise ceteris paribus leichter und schneller
erfaßbar, sowie klarer und deutlicher erkennbar sind als Dreiecke,
Rechtecke, Polygone oder andere Formen, so ist das wohl durchaus
plausibel interpretierbar, etwa durch den Hinweis auf eine nahe
Verwandtschaft zwischen den Reizeindrücken, wie
sie unter erschwerten Auffassungsbedingungen (eben
no ch) wahrgenommen wer den, und denjenigen Reizein-
drücken, für die (auch) sonst eine hervorragende Auf-
fassungsbereitschaft besteht.
Eine solche (hypothetisch stark verallgemeinernde) Inter-
pretation besagt: »durch Erschwerung der Auffassungsbedingungen
sinkt die Gesamtzahl unterscheidbarer Reizeindrücke oder deren
Differentiiertheit; die dabei erlebbaren Reizeindrücke zeigen
„Ähnlichkeit“ mit den Eindrücken derjenigen Reize, die sonst vor
anderen Reizen als leichtest und schnellst erfaßbar, als klarst
erkennbar und als deutlichst unterscheidbar sich auszeichnen.«
Diese „Ähnlichkeit“ bedeutet Gleichartigkeit des best- oder
bevorzugt-Auffaßbaren unter mannigfaltigen Auffas-
sungs-Bedingungen; m. a. W.: »unter den schwierigsten Auf-
fassungsbedingungen wird überhaupt nur „best-Auffaßbares“ be-
wußt, und auch sonst geschieht das Bewußtwerden des „best-
Auffaßbaren“ in einer irgendwie (etwa durch Leichtigkeit, Geschwin-
digkeit, Klarheit und Deutlichkeit des Wahrnehmens) ausgezeich-
neten Weise.«
(Über seine Beobachtungen kurzdauernder, „eben noch wahr-
nehmbarer“ Lichtreize berichtete R. H. Goldschmidt weiter:)
»erst nach relativ erheblicher Intensitätssteigerung der Lichtreize,
oder nach ebenfalls erheblicher Verlängerung ihrer Expositions-
dauer, oder auch nach Kombination solcher Variationen näherten
sich die resultierenden Wahrnehmungen allmählich denjenigen, bei
denen die aufgefaßte Gestalt richtig der objektiv dargebotenen
entsprach. Die hierfür hinsichtlich Dauer und Intensität noch nicht
völlig genügenden Lichtreize zeigten bei Durchführung der Ver-
suchsreihen die Tendenz, so zur Auffassung zu gelangen, als seien
 
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