II. Der Aussagesatz und die logische Synthese des Einen u. des Andern. 55
welche Sätze logischen Sinn überhaupt zum Ausdruck bringen
können. Das schließt aber wieder nicht etwa eine petitio principii
ein, denn wir nehmen nur an, Saß wir fähig sind, bei einem Satze,
den wir nicht allein wahrnehmen, sondern auch verstehen, ohne
weitere Untersuchung zu bemerken, ob das, was wir daran ver-
stehen, in einem rein theoretischen Sinne ,,wahr“ sein kann oder
nicht.
Diese Fähigkeit, zu unterscheiden, an welchen Sätzen über-
haupt ein wahres Sinngebilde haftet, und welche anderen Sätze
lediglich eine theoretisch indifferente oder eventuell auch gar keine
„Bedeutung“ haben, wird jeder wissenschaftlich arbeitende Mensch
sich Zutrauen, wenn er die Sprache versteht, die er bei seiner
Arbeit benutzt, und der Logiker hat gewiß keinen Grund, an ihr
zu zweifeln. Ja, er darf in diesem Punkt nicht „Skeptiker“ sein,
falls er mit seiner Arbeit auch nur anfangen will. Sogar das viel-
genannte Prinzip der „Voraussetzungslosigkeit“, das besonders für
die Theorie des Erkennens gilt, kann ihn in dieser Hinsicht nicht
unsicher machen. Ohne ein Minimum von Voraussetzungen
kommt keine Theorie zustande. Jeder Anfang i st eine „Vorausr
Setzung“. Alle Menschen, die Wissenschaft treiben, also auch die
Logiker, nehmen an, daß, wenn sie einen Satz verstanden haben,
sie zugleich wissen, ob er wahr sein kann oder nicht, d h. ob das,
was sie verstehen, in die logische Sphäre der theoretischen Sinn-
gebilde fällt oder notwendig theoretisch indifferent, weder wahr
noch falsch, bleibt und dann als logischer Sinn überhaupt nicht
in Betracht kommt. An dieser Voraussetzung halten auch wir fest.
Allerdings ist das „Wissen“, das uns bei der Unterscheidung
von logischen und alogischen verstehbaren Gebilden leitet, bevor
wir logisch zu reflektieren begonnen haben, in den meisten Fällen
wohl nur sehr unbestimmt, ja es kommt dabei eventuell auf ein
bloßes „Gefühl“ oder einen „Instinkt“ für das Wahre hinaus, und
daher müssen wir uns noch etwas genauer zum ausdrücklichen
Bewußtsein bringen, welches Kriterium wir bei der Trennung der
für uns geeigneten Sätze von den ungeeigneten benutzen, und
besonders wollen wir das hervorheben, was nicht fehlen darf, wenn
überhaupt von wahrer Erkenntnis die Bede sein soll. Gerade das
läßt sich, bis zu einem gewissen Grade wenigstens, feststellen, ohne
daß wir bereits das Wesen der wahren Sinngebilde und ihrer
logischen Struktur näher kennen. Auf spezifisch wissenschaftliche
Erkenntnisse, welche die logisch vollkommensten theoretischen
welche Sätze logischen Sinn überhaupt zum Ausdruck bringen
können. Das schließt aber wieder nicht etwa eine petitio principii
ein, denn wir nehmen nur an, Saß wir fähig sind, bei einem Satze,
den wir nicht allein wahrnehmen, sondern auch verstehen, ohne
weitere Untersuchung zu bemerken, ob das, was wir daran ver-
stehen, in einem rein theoretischen Sinne ,,wahr“ sein kann oder
nicht.
Diese Fähigkeit, zu unterscheiden, an welchen Sätzen über-
haupt ein wahres Sinngebilde haftet, und welche anderen Sätze
lediglich eine theoretisch indifferente oder eventuell auch gar keine
„Bedeutung“ haben, wird jeder wissenschaftlich arbeitende Mensch
sich Zutrauen, wenn er die Sprache versteht, die er bei seiner
Arbeit benutzt, und der Logiker hat gewiß keinen Grund, an ihr
zu zweifeln. Ja, er darf in diesem Punkt nicht „Skeptiker“ sein,
falls er mit seiner Arbeit auch nur anfangen will. Sogar das viel-
genannte Prinzip der „Voraussetzungslosigkeit“, das besonders für
die Theorie des Erkennens gilt, kann ihn in dieser Hinsicht nicht
unsicher machen. Ohne ein Minimum von Voraussetzungen
kommt keine Theorie zustande. Jeder Anfang i st eine „Vorausr
Setzung“. Alle Menschen, die Wissenschaft treiben, also auch die
Logiker, nehmen an, daß, wenn sie einen Satz verstanden haben,
sie zugleich wissen, ob er wahr sein kann oder nicht, d h. ob das,
was sie verstehen, in die logische Sphäre der theoretischen Sinn-
gebilde fällt oder notwendig theoretisch indifferent, weder wahr
noch falsch, bleibt und dann als logischer Sinn überhaupt nicht
in Betracht kommt. An dieser Voraussetzung halten auch wir fest.
Allerdings ist das „Wissen“, das uns bei der Unterscheidung
von logischen und alogischen verstehbaren Gebilden leitet, bevor
wir logisch zu reflektieren begonnen haben, in den meisten Fällen
wohl nur sehr unbestimmt, ja es kommt dabei eventuell auf ein
bloßes „Gefühl“ oder einen „Instinkt“ für das Wahre hinaus, und
daher müssen wir uns noch etwas genauer zum ausdrücklichen
Bewußtsein bringen, welches Kriterium wir bei der Trennung der
für uns geeigneten Sätze von den ungeeigneten benutzen, und
besonders wollen wir das hervorheben, was nicht fehlen darf, wenn
überhaupt von wahrer Erkenntnis die Bede sein soll. Gerade das
läßt sich, bis zu einem gewissen Grade wenigstens, feststellen, ohne
daß wir bereits das Wesen der wahren Sinngebilde und ihrer
logischen Struktur näher kennen. Auf spezifisch wissenschaftliche
Erkenntnisse, welche die logisch vollkommensten theoretischen