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Zweiter ontologischer Teil.

wichtige Seins-Probleme vor. Sie wollen wir, sobald sie über clie
Logik des Seins hinausführen, alle ,,ontologisch“ nennen. Sie
betreffen das Sein nicht als bloße Denkform, sondern das Sein der
Welt, und niemand hat das Recht, wenn er der Philosophie die
Aufgabe stellt, das Sein „der Welt“ zu erforschen, mit dieser Frage-
stellung nur den Gedanken an Metaphysik als die Lehre vom an
sich oder vom Jenseits der Welt zu verknüpfen. Es bleibt, abgese-
hen von jeder inhaltlichen Richtigkeit einer metaphysikfreien On-
tologie, jedenfalls denkbar, es könne das Sein der Welt in ihrer
Totalität allein durch solche Begriffe erfaßt werden, die sich von
jedem übersinnlichen oder jenseitigen oder an sich seienden Sein
grundsätzlich fernhalten. Einer Möglichkeit wie dieser müssen wir
schon in der Fragestellung auch terminologisch gerecht werden.
Dementsprechend werden wir auch den folgenden Gedankengang
gliedern, d. h. die Konsequenzen, die sich aus unserer logischen
Theorie vom Sein als Prädikat für die allgemeine, umfassende
Ontologie einerseits und für die Metaphysik als deren besonderen
Teil andererseits ergeben, soweit das möglich ist, getrennt erörtern.
Sprechen wir also zunächst nur von der Ontologie, die noch
keine „metaphysische“ Voraussetzung macht, d. h. sich lediglich
die Aufgabe stellt, zu erforschen, was das Seiende überhaupt oder
was das Sein der Welt in seiner Totalität ist, soweit durch das
Wort „sein“ nicht allein etwas gedacht, sondern auch etwas als
Welt erkannt wird.
Dann versteht es sich nach den früheren Ausführungen über
das Sein als Erkenntnisprädika‘t von selbst, daß man „das Sein“
der Welt nicht in der Weise zu einem „Gegenstand“ der Erkenntnis
machen kann wie etwa das Licht oder die Infinitesimalzahlen oder
Friedrich den Großen oder den Kapitalismus oder auch die Seele
oder irgendeinen anderen Welt teil. Bei der Erforschung aller beson-
deren Teile der Welt handelt es sich um Gegenstände, deren Seins-
art in der Regel bereits als bekannt vorausgesetzt ist, und zwar
in der Weise, daß sie entweder ausdrücklich feststeht oder leicht
bestimmt werden kann. Der zu erforschende Gegenstand ist dann
entweder nur sinnlich wirklich, wie das Licht, oder nur ideal exi-
stierend, wie die Zahlen, oder zugleich auch als bedeutungsvoll
verstehbar, wie Friedrich der Große und der Kapitalismus, und ge-
rade daß er so oder so prädiziert wird, gehört zur Gegenständ-
lichkeit der Wissenschaft, die ihn erforscht. Er wird gewiß eventu eil,
wenn es sich z. B. um die Seele handelt, auch als übersinnlich oder
 
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