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Zweiter ontologischer Teil.
streben, d. h. bereits im Diesseits das „wahre“ Weltganze sehen,
dem der Gegensatz zur Erscheinung fehlt, und die daher von einer
Seinsspaltung in Diesseits und Jenseits, wie Platon sie vollzog,
überhaupt nichts wissen wollen.
Um uns auch das an einem Beispiel klarzumachen, brauchen
wir nur an Hume zu denken, der solche antimetaphysischen oder
positivistischen Gedanken zwar gewiß nicht als erster gedacht, aber
im Prinzip doch zur bisher größten Vollendung gebracht hat, so
daß viele Denker sich bis heute in seinem Fahrwasser bewegen.
Hier müssen wir selbstverständlich die Logik voranstellen, aber
sogleich hinzufügen: Hume ist durchaus nicht nur Erkenntnis-
theoretiker, wie viele glauben, sondern ebenso zugleich Ontologe,
d. h. auch er forscht nach dem „Sein der Welt“ in ihrer Totalität
und gibt eine umfassende Antwort auf das ontologische Problem,
wie wir es verstehen. Das Seiende überhaupt besteht für ihn aus
Wahrnehmungen (Impressionen) einerseits und ihren Kopien, den
„Ideen“ andererseits. Alles, was sich nicht unter einen dieser beiden
Begriffe, die für ihn die Urprädikate der wahren Erkenntnis und
die Formen des wahren Seins sind, bringen läßt, ist bloße „Fiktion“.
So können wir, um ganz kurz zu sein, die Ontologie Humes zu-
sammenfassen. Dann kennen wir die Umrisse seiner „Welt“, und
an der Art, wie er sie darstellt, sehen wir einerseits, daß auch hier
das Erkenntnisproblem das Seinsproblem einschließt. Aber es be-
stätigt sich zugleich andererseits wieder die Umkehrung dieses
Satzes, nämlich daß es für die Ontologie keine Seinsfrage ohne eine
Erkenntnisfrage gibt, denn Humes Ontologie ist, ebenso wie die
platonische Metaphysik, erkenntnistheoretisch begründet. Er-
kenntnisformen werden als Formen des Seins vorausgesetzt. Aus
der Logik ergibt sich die Ontologie.
Es empfiehlt sich, das noch einen Schritt weiter zu verfolgen.
Wie begründet Hume seine Lehre vom Sein der Welt ? Zum Teil
beruht sie auf derselben Überzeugung, die Platon hatte, nämlich,
daß Erkennen Abbilden ist. Das ist sein logisches „Dogma“. Da-
her können nach Hume nur die „Ideen“ wahr sein, die Abbilder
der Impressionen sind. Dazu kommt aber noch eine andere, sowohl
logische als auch ontologische Voraussetzung, nämlich die, daß
sich nur das erkennen läßt, was wir sinnlich wahrnehmen, und daß
deshalb nur die Sinnenwelt wahrhaft „ist“. Daran hielt Hume
ebenso fest wie an dem Begriff des Erkennens als eines Abbildens,
und aus den beiden erkenntnistheoretischen Dogmen oder Thesen
Zweiter ontologischer Teil.
streben, d. h. bereits im Diesseits das „wahre“ Weltganze sehen,
dem der Gegensatz zur Erscheinung fehlt, und die daher von einer
Seinsspaltung in Diesseits und Jenseits, wie Platon sie vollzog,
überhaupt nichts wissen wollen.
Um uns auch das an einem Beispiel klarzumachen, brauchen
wir nur an Hume zu denken, der solche antimetaphysischen oder
positivistischen Gedanken zwar gewiß nicht als erster gedacht, aber
im Prinzip doch zur bisher größten Vollendung gebracht hat, so
daß viele Denker sich bis heute in seinem Fahrwasser bewegen.
Hier müssen wir selbstverständlich die Logik voranstellen, aber
sogleich hinzufügen: Hume ist durchaus nicht nur Erkenntnis-
theoretiker, wie viele glauben, sondern ebenso zugleich Ontologe,
d. h. auch er forscht nach dem „Sein der Welt“ in ihrer Totalität
und gibt eine umfassende Antwort auf das ontologische Problem,
wie wir es verstehen. Das Seiende überhaupt besteht für ihn aus
Wahrnehmungen (Impressionen) einerseits und ihren Kopien, den
„Ideen“ andererseits. Alles, was sich nicht unter einen dieser beiden
Begriffe, die für ihn die Urprädikate der wahren Erkenntnis und
die Formen des wahren Seins sind, bringen läßt, ist bloße „Fiktion“.
So können wir, um ganz kurz zu sein, die Ontologie Humes zu-
sammenfassen. Dann kennen wir die Umrisse seiner „Welt“, und
an der Art, wie er sie darstellt, sehen wir einerseits, daß auch hier
das Erkenntnisproblem das Seinsproblem einschließt. Aber es be-
stätigt sich zugleich andererseits wieder die Umkehrung dieses
Satzes, nämlich daß es für die Ontologie keine Seinsfrage ohne eine
Erkenntnisfrage gibt, denn Humes Ontologie ist, ebenso wie die
platonische Metaphysik, erkenntnistheoretisch begründet. Er-
kenntnisformen werden als Formen des Seins vorausgesetzt. Aus
der Logik ergibt sich die Ontologie.
Es empfiehlt sich, das noch einen Schritt weiter zu verfolgen.
Wie begründet Hume seine Lehre vom Sein der Welt ? Zum Teil
beruht sie auf derselben Überzeugung, die Platon hatte, nämlich,
daß Erkennen Abbilden ist. Das ist sein logisches „Dogma“. Da-
her können nach Hume nur die „Ideen“ wahr sein, die Abbilder
der Impressionen sind. Dazu kommt aber noch eine andere, sowohl
logische als auch ontologische Voraussetzung, nämlich die, daß
sich nur das erkennen läßt, was wir sinnlich wahrnehmen, und daß
deshalb nur die Sinnenwelt wahrhaft „ist“. Daran hielt Hume
ebenso fest wie an dem Begriff des Erkennens als eines Abbildens,
und aus den beiden erkenntnistheoretischen Dogmen oder Thesen