IX. Das-logische Problem der Metaphysik.
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müssen. Erst in ihrer Erkenntnis findet die Metaphysik die ihr
eigentümliche Aufgabe, die sie als ein besonderer Teil der Onto-
logie, und zwar als deren abschließender, alles zum Ganzen ver-
bindender Teil hat.
Wir müssen, anders ausgedrückt, um auch nur den Begriff
eines metaphysischen Seins klar herauszuarbeiten, alles in allem jetzt
zum mindesten fünf verschiedene Begriffe des ,,Seins“ trennen.
Erstens den des Copula- Seins und zweitens den des allgemeinsten
Prädikat-Seins als einer bloßen Denkform. Diese einander sehr
nahe stehenden zwei Begriffe kommen jedoch dort, wo das gegen-
ständliche Sein der ,,Welt“ in ihrer Totalität erkannt werden soll,
nicht weiter in Betracht. Sie sind lediglich Erkenntnismittel ohne
selbständige ontologische Bedeutung. An dritter Stelle steht dann
der Begriff des „sinnlich wirklichen“ Seins, das wahrgenommen
wird, die psychophysische Realität, und an vierter Stelle der des
unsinnlichen Seins, das nicht wahrgenommen, sondern nur ver-
standen werden kann, und dem ebenfalls eine Fülle von verschie-
denen Gebilden zugehört. Diese beiden Seinsarten, und viel-
leicht auch noch andere, sind zur diesseitigen „Welt“ zu rechnen.
Zum Jenseits endlich gehört nur das an fünfter Stelle zu nennende
„Sein“ der Welt, das weder sinnlich wahrnehmbar noch unsinn-
lich verstellbar ist. Erst mit Hilfe dieses Begriffes als eines Gegen-
standes der Erkenntnis können wir die Aufgabe der Metaphysik so
,bestimmen, daß sie ihren Namen verdient, d. h. mehr als eine
Ontologie der diesseitigen Welt gibt. Wir stehen vor der Frage:
ist eine Metaphysik dieses Seins der jenseitigen Welt als Wissen-
schaft „möglich“ ?
Es soll, wenn wir nach den vorbereitenden Bemerkungen nun
zu der eigentlichen Logik der Metaphysik übergehen, um wenig-
stens deren Problem anzudeuten, in keiner Weise bestritten werden,
daß auch rein theoretische Motive uns auf ein Jenseits in der
angegebenen Bedeutung des Wortes hinweisen, d. h. uns zu der
wissenschaftlichen Überzeugung bringen können: mit einer Er-
forschung des sinnlich wahrnehmbaren und des unsinnlich verstell-
baren Seins, also des gesamten Diesseits allein, läßt sich das Welt-
ganze noch nicht vollständig erkennen. Wir brauchen dazu ein
Sein, das unter den fünften Begriff des Seins fällt. Wenigstens
einige der Motive, die dazu führen, seien hier gestreift, damit die
Metaphysik, wie wir sie verstehen, nicht von vorneherein eine
„gegenstandslose“ Wissenschaft zu sein scheint.
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müssen. Erst in ihrer Erkenntnis findet die Metaphysik die ihr
eigentümliche Aufgabe, die sie als ein besonderer Teil der Onto-
logie, und zwar als deren abschließender, alles zum Ganzen ver-
bindender Teil hat.
Wir müssen, anders ausgedrückt, um auch nur den Begriff
eines metaphysischen Seins klar herauszuarbeiten, alles in allem jetzt
zum mindesten fünf verschiedene Begriffe des ,,Seins“ trennen.
Erstens den des Copula- Seins und zweitens den des allgemeinsten
Prädikat-Seins als einer bloßen Denkform. Diese einander sehr
nahe stehenden zwei Begriffe kommen jedoch dort, wo das gegen-
ständliche Sein der ,,Welt“ in ihrer Totalität erkannt werden soll,
nicht weiter in Betracht. Sie sind lediglich Erkenntnismittel ohne
selbständige ontologische Bedeutung. An dritter Stelle steht dann
der Begriff des „sinnlich wirklichen“ Seins, das wahrgenommen
wird, die psychophysische Realität, und an vierter Stelle der des
unsinnlichen Seins, das nicht wahrgenommen, sondern nur ver-
standen werden kann, und dem ebenfalls eine Fülle von verschie-
denen Gebilden zugehört. Diese beiden Seinsarten, und viel-
leicht auch noch andere, sind zur diesseitigen „Welt“ zu rechnen.
Zum Jenseits endlich gehört nur das an fünfter Stelle zu nennende
„Sein“ der Welt, das weder sinnlich wahrnehmbar noch unsinn-
lich verstellbar ist. Erst mit Hilfe dieses Begriffes als eines Gegen-
standes der Erkenntnis können wir die Aufgabe der Metaphysik so
,bestimmen, daß sie ihren Namen verdient, d. h. mehr als eine
Ontologie der diesseitigen Welt gibt. Wir stehen vor der Frage:
ist eine Metaphysik dieses Seins der jenseitigen Welt als Wissen-
schaft „möglich“ ?
Es soll, wenn wir nach den vorbereitenden Bemerkungen nun
zu der eigentlichen Logik der Metaphysik übergehen, um wenig-
stens deren Problem anzudeuten, in keiner Weise bestritten werden,
daß auch rein theoretische Motive uns auf ein Jenseits in der
angegebenen Bedeutung des Wortes hinweisen, d. h. uns zu der
wissenschaftlichen Überzeugung bringen können: mit einer Er-
forschung des sinnlich wahrnehmbaren und des unsinnlich verstell-
baren Seins, also des gesamten Diesseits allein, läßt sich das Welt-
ganze noch nicht vollständig erkennen. Wir brauchen dazu ein
Sein, das unter den fünften Begriff des Seins fällt. Wenigstens
einige der Motive, die dazu führen, seien hier gestreift, damit die
Metaphysik, wie wir sie verstehen, nicht von vorneherein eine
„gegenstandslose“ Wissenschaft zu sein scheint.