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Hoffmann, Ernst; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1934/35, 2. Abhandlung): Platonismus und Mystik im Altertum — Heidelberg, 1935

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https://doi.org/10.11588/diglit.40171#0006
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Ernst Hoffmann:

weg erhalten, den das eigene Denken des Philosophen in sinnvoller
Reihenfolge sich erkämpft und den seine Kunst in der langen Folge
philosophischer Schriftwerke ausgebaut hatte. Seine ersten Dialoge,
Gesellschaftsszenen in Prosa, gingen von dem Suchen nach einer
ethischen Techne aus, wie sie Sokrates1 in Analogie zum sach-
verständigen, fachmännischen Einzelwissen der Handwerker und
im Kampf gegen das Allkönnen und Scheinwissen der Sophisten
ins Leben gerufen hatte. Nach der Rückkehr von der großen Reise
und seit der Gründung seiner eigenen Schule2 schlug Platon den
Weg von der Ethik zur Staatsethik ein; und das bedeutete für ihn
den Weg zu einer antidemokratischen und antityrannischen Poli-
tik, womit zugleich literarisch der Übergang von den mimusartigen
Homilien seiner früheren Phase zu einer neuen, in der Politeia sich
vollendenden Dialogform gegeben war, die statt des Essays eine
ausgeführte Theorie und Systematik gestattete. Die großen
dialektischen, erkenntnistheoretischen und sprachphilosophischen
Dialoge3 * vom Theaetet und Parmenides an brachten, einen tiefen
Rlick in den Wissenschaftscharakter der nunmehr ausgebauten und
auf reine Theoria gestellten Akademie eröffnend und literarisch
die dramatische Technik des Xoyop Scoxpccuxop zu neuem und er-
höhtem Leben erweckend, die kritische Logik, die das Werden
vom heraklitischen Verströmen, das Sein vom eleatischen Erstarren
retten und das Denken sowohl gegen Protagoras wie gegen Anti-
sthenes von Sinnesempfindung und Sprachgebrauch unabhängig
machen sollte. Und was auf diesem ganzen Wege von der Ethik
her für den 'Zweckbegriff, von der Politik für den Ordnungsbegriff,

1 Den Anschluß der Sokratischen Ethik an die handwerkliche Techne
habe ich in meinem Aufsatz Der pädagogische Gedanke bei den Sophisten
und Sokrates, N. Jahrb. f. Wissenschaft u. Jugendbildung VI, 1930, S. 59
nachzuweisen versucht. Vgl. auch H. Leise gang, Philolog. Wochenschr.
1933 Sp. 1361 zu J. Hirsciibergers Schrift Die Phronesis in der Philosophie
Platons vor dem Staate.
2 Den ersten Niederschlag von Platons eigener Lehrtätigkeit bringt
der Gorgias, vgl. W. Nestle, Einleitung zu seiner Ausgabe dieses Dialogs,
und meinen Anhang zu E. Zeller, Philosophie der Griechen5, S. 1056, 1077ff.
Dazu J. Geffcken im Hermes 1930, LXV, 1. Im etwa gleichzeitigen Mene-
xenos scheint, nachdem im Vorangehenden der Chauvinismus der üblichen
Epitaphien Perikleischer Art durchgehend persifliert ist, der Schluß von 246c
an das Ernsthafte im Sinne Platons zu bringen.
3 Der Kratylos muß dieser Gruppe zugereelinet werden, vgl. M. War-
burg, Zwei Fragen z. Kratylos, Berlin 1929 (N. Philol. Unters. 5).
 
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