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Hoffmann, Ernst; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1934/35, 2. Abhandlung): Platonismus und Mystik im Altertum — Heidelberg, 1935

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https://doi.org/10.11588/diglit.40171#0071
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Platonismus und Mystik im Altertum.

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Zeichen, um dem überdialektischen Weg zu ihm Richtung zu wei-
sen); zweitens lassen sie sich auch insgesamt nicht etwa zu einer
Theologie1 summieren, sie trotzen vielmehr •— solange das Denken
dialektisch bleibt — aller Vereinbarung zu einem xotvov. Dies
läßt sich mit besonderer Schärfe ersehen aus Platons Parmenides,
und zwar aus Partien dieses Dialoges, die, dank der Proklostradition
erhalten, vielleicht erst im Hochmittelalter in ihrer ganzen Trag-
weite erkannt wurden. Fragen wir z. B., wie das unbedingte
‘Eins’-sein mit dem unbedingten ‘Gut’-sein identisch gedacht
werden soll, so ist zunächst über den Begriff des unbedingten
‘Eins’-seins Folgendes zu sagen: Es handelt sich für Gott nicht um
ein derart Eines wie bei der ‘Zahl’ Eins, die den anderen Zahlen
gegenübersteht (Parm. 153a). Es handelt sich auch nicht um
jenes Eins, das wir denken, wenn wir von einem ‘Dinge’ aussagen,
daß es zugleich Eines und Vieles sei (Parm. 129b), wie etwa ein
Wort seinen Bestandteilen nach ein Vieles, seiner Bedeutung nach
ein Eines ist. Es handelt sich ferner nicht in dem Sinne für Gott
um ein Eins-sein, wie jede ‘Idee’ ein Eines ist, das dem Vielerlei
der Dinge gegenübersteht (to sttI Traoiv tocutov, Theaet. 147d).
Es werden also für den göttlichen Einheitsbegriff abgewiesen
erstens die numerische ‘Einheit im Vielen’ (denn Gott ist keine
Zahl), zweitens die substantiale ‘Einheit des Vielen’ (denn Gott
ist kein Ding), drittens die transzendente "Einheit über dem Vielen’,
(denn Gott ist keine bloße Idee2). Sondern Gottes Eins-sein
könnte nur in dem metaphysischen Sinne gelten, wie es Parm. 137 c
und 159 c vom (unbedingt) Einen heißt, daß es erstens (im Gegen-
satz zum Dingartigen) keine Teile hat, also kein Ganzes ist; daß
es zweitens zwar mit jeglichem ‘Andern’ das ‘Alles’ ausmacht,
aber trotzdem (im Gegensatz zur Zahlenreihe) mit ihm kein Ganzes
bildet, sondern %copü; ist vom sxspov (denn käme es zu einem um-
greifenden Ganzen, so wäre dies ein Drittes, in welchem Gott und
das Andere nur Teile wären, was nach dem Begriffe Gottes ausge-
schlossen ist); daß es drittens so unbedingt-Eines ist, daß das.
Eirspov (im Gegensatz zur Idee) an ihm nicht ‘teilhaben’ könnte,
1 W. Nestle sagt in seiner Schrift Griech. Religiosität vom Zeitalter
des Perikies bis auf Aristoteles (Sg. Göschen 1066) S. 155, daß Sokrates Reli-
gion, Platon Theologie gehabt habe. Dieser Satz wird im Sinne der oben ge-
machten Ausführungen wesentlich eingeschränkt werden müssen.
2 Hieraus ergibt sich, daß Platon im Voraus die neupythagoreischen,
die stoischen und die neuplatonischen Begriffe des Einen zum Problem stellt
und ihre Dogmatik ablehnt.

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