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Hoffmann, Ernst; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1934/35, 2. Abhandlung): Platonismus und Mystik im Altertum — Heidelberg, 1935

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https://doi.org/10.11588/diglit.40171#0145
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Platonismus und Mystik im Altertum.

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noch heißt begrifflich-denken nicht, dem Einen als dem wahren Ziel
entsagen und sich auf die Welt als den Inbegriff des Vielen beschrän-
ken. Sondern zwischen Gott und Welt wirkf die göttliche Weltfor-
mel; zwischen Ursache und Wirkung liegt wirkende Verursachung;
zwischen dem mystischen Gottesgeheimnis und der geoffenbarten
Welt vernünftig-seelisch-sinnlicher Lebensfolge steht der dialekti-
sche Gedanke, der das Wesen der Gott-Welt-Beziehung verstehbar
macht und den Sinn der metaphysischen Kausalität erschließt: In
der Trias von povp, 7rpoo8op, emoTpoep-y) ist ein Prozeß gedacht, wel-
cher Werden, Sein und Übersein in sich begreift und das Daseins-
recht der Dialektik auf ihre Bestimmung gründet, den universellen
Sinn jener triadischen Korrelation zu erschließen.
ander wie Sein, Leben und Lenken. Es wäre eben nach Proklos verkehrt, von
der Subjekt-Objelct-Dualität als von etwas Primärem und für sich Bestehendem
auszugehen, sondern Intelligibles und Intellektuelles können, wie Objekt und
Subjekt überhaupt, lebendige Struktur nur haben, wenn Leben selbst als Syn-
thesis beider in ihrer Mitte steht. Die Trias kann nach Proklos auch noch an-
ders ausgesprochen werden: Gutheit, Kraft und Wissen. Auch Einheit, Zwei-
heit, Dreiheit (Stellen bei Zeller S. 858 Anm. 1—3). Die Hauptsache ist, daß
mit dieser Trias, obwohl auch sie selbstverständlich göttlich ist, für Proklos
erst das anfängt, was ‘Welt’ genannt wird: Die Henaden des Proklos sind
ebensowenig ‘in’ der Welt wie die Ideen Platons. Hingegen in der Trias des In-
telligiblen ist das triadische Schema zum Strukturprinzip des ersten, ‘hervor-
gegangenen’ Bereiches geworden: es ist Gefüge eines Denklebens, als xoago?
existent geworden. Daher gilt schon hier, wie überall in der ‘Welt’, das Motto
des Anaxagoras, daß ‘Alles in Allem’ sei (Vorsokrat. 46 B 1. Dazu Zeller
S. 858 Anm. 4), d. h. Leben, Sein und Denken gehören so zusammen, daß im
Leben alle drei als Leben, im Sein alle drei als Sein, im Denken alle drei als
Denken verwirklicht sind. In diesem Bereich also beginnt oüala, beginnt das,
was uns als kosmisch existent logisch begreifbar ist. Von hier aus nun ist auch
der Unendlichkeitsbegriff faßbar: Das Intelligible im engeren Sinne nämlich
ist wiederum triadisch zu analysieren, und zwar in 7tepap, obreiploc, geix-rov
(Stellen bei Zeller S. 858 Anm. 5), und diese Begriffe des Begrenzten, des
Grenzenlosen und Gemischten gehören so zusammen wie Gottes Hervortritt,
Gottes Kraft und die Ordnung der Götter (&zbc, -poekh-wv, Süvoqm; ävexZeiirrot;
tou h-eoü, StaxoGgoi; twv D-ewv Plat. Theol. III, 12 S. 140. Zeller S. 855 An-
merkung 8). Diese Trias bezeichnet die Art und Weise, ‘wie’ das Intelligible
Welt wird. Das rcepac, ist die Folge des absoluten Eins-Seins; die äraxpla ist
die Folge des absoluten Kraft-Seins; das gsixtov ist die Folge aus dem Zusam-
menwirken beider. Bereits hier also ist der Schematismus gegeben, der für die
systematische Weltentwicklung bis hinunter zur körperlichen Materie gilt.
Denn die Unendlichkeit, die im körperlichen Stoffe zum ‘Substrat’ geworden
ist, um ‘Form’ anzunehmen, und die in der intelligiblen Sphäre ‘Kraft’ ist, um
‘Sein’ zu erzeugen, ist im System von jenem Momente an vorhanden, wo aus
dem Überseienden ‘Hervorgang’ erfolgt.
 
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