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Nikolaus [Hrsg.]; Koch, Josef [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1938/39, 4. Abhandlung): Die Auslegung des Vaterunsers in vier Predigten — Heidelberg, 1940

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https://doi.org/10.11588/diglit.41999#0029
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XVIII. Pater Nofter in wlgari expositum (n. 4—6).

29

Mittel in den Worten: „Unser tägliches Brot gib uns heute und
vergib uns unsere Schuld, wie auch wir an unsern Schuldigem tun,
führe uns nicht in Versuchung“; das Endziel in den Worten:
„Sondern erlöse uns von dem Übel. Amen“.
5. Der Ursprung wird uns im Glauben erschlossen in den
Worten: „Vater unser“, in der Hoffnung auf die (kommende) Ein-
sicht in den Worten: „Geheiligt werde dein Name“, im Verlangen
nach dem Gut mit den Worten: „Zu uns komme dein Reich“. Der
Ausfluß der Geschöpfe (aus Gott) wird seiner Ordnung nach geoffen-
bart in den Worten: „Dein Wille geschehe im Himmel und auf
Erden“. Nun folgt das Mittel. Unser Wandel braucht eine kräf-
tige Speise, die Aufhebung des Hindernisses, einen Wegweiser und
einen Schutz. Ohne dieses vierfache Mittel kann niemand recht
wandeln. Das erste liegt in den Worten: „Unser tägliches Brot
gib uns heute“, das zweite in den Worten: „Vergib uns unsere
Schuld“, das dritte in den Worten: „Wie wir an unsern Schuldi-
gem tun“, das vierte in den Worten: „Führe uns nicht in Ver-
suchung“. Das Endziel alles Wandels ist zu dem Gut hin ent-
halten in den Worten: „Sondern erlöse uns von dem Übel. Amen“.
6. Die Natur, die Gnade und die Glorie und alles, was der
Mensch zu wissen verlangt, soweit uns das auf dieser Erde möglich
ist, ist in der Ordnung, die die Meister der Theologie (am besten) be-
greifen können, vollständig in diesem hochheiligen Gebet zu finden.
Darin ist nichts überflüssig und nichts zu wenig, nichts zu schwer
und nichts zu leicht, nichts zu lang und nichts zu kurz, nichts ohne
Grund und ohne die rechte Ordnung, in der das Erste das Erste,
das Letzte das Letzte sein muß. Denn der Artikel: „Vater unser,
du bist in den Himmeln“, kann keinen (anderen) vor sich dulden,
16. Das ende bis 17. Worten > S 18. vnd* > M die3 > ST
19. wye das müglich ift vns oo TS quomodo hoc est possibile et M
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20. Meifter von den hochften fynnen ist die häufig anzutreffende Über-
setzung von magister sententiarum. Vgl. DWB X 1 Sp. 1121 f.; 1146;
SCHILLER-LÜEBEN MndWB IV 209a. Da CUSANUS das Wort meifter
in der Mehrzahl gebraucht, so wird er allgemein an die Theologen gedacht
haben. Vgl. auch Sermo 71 n. 2, S. 96, 18.
 
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