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XVIII. Pater Nolter in wlgari expositum (n. 19—20).

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Darum fließen alle Dinge von dem Vater in dem Wort „geschehe“
auf Grund des Willens in ihr Sein. Das heißt nichts anderes, als
daß alle Dinge ihrem ganzen Sein nach von dem einen dreifältigen
Gott sind, vom Vater in seinem Wort, nämlich dem Sohn, auf
Grund seines Willens, nämlich des Heiligen Geistes. Daraus lerne,
daß in den drei Worten: „Dein Wille geschehe“ alle Dinge be-
zeichnet werden nach ihrem Ausfluß von Gott dem Vater in dem
Wort „dein“, von Gott dem Sohn in dem Wort „geschehe“, von
Gott dem Heiligen Geist in dem Wort „Wille“. Wie nun jene
drei Worte die Dreifaltigkeit bezeichnen und in diesen auf sie hin-
gedeutet wird, also hat jedes Ding, das da ist, ein Bild Gottes und
der heiligen Dreifaltigkeit in sich, und in diesem Bild besteht das
Sein des Dinges. Denn jedes Ding ist nur insofern etwas, als es
Gottes Bild ist.
Beachte, Mensch, die kleinen Worte: „Dein Wille geschehe“.
Sie lassen dich in der heiligen Dreifaltigkeit den Ausfluß aller Dinge
verstehen. Denn willst du wissen, warum der Mensch Mensch
geworden ist, so wirst du hier darüber belehrt und erkennst, daß
das keinen anderen Grund hat als daß der Wille Gottes des
Vaters geschehen ist, und das gilt von allen Dingen. Dann folgt:
Im Himmel und auf Erden
20. Daraus ersiehst du die Ordnung aller Dinge. Denn alle
Dinge, die Gott erschaffen hat, sind hier ihrer Ordnung nach ge-
nannt: „der Himmel“, „die Erde“ und dazwischen ein „und“.
Augustinus Super Genesim tradit, nec temporaliter nec sono vocis Deum
fuisse locutum. . . . Bene ergo vox Dei ad naturam Verbi, per quod omnia
facta sunt, refertur. Dixit ergo Deus: 'Fiat5 etc. non temporaliter, non sono
vocis, sed in Verbo sibi coaeterno, id est, Verbum genuit intemporaliter in
quo erat; et disposuit ab aeterno ut fieret in tempore, et in eo factum est.
Vgl. dazu AUGUSTINUS De Gen. ad litt. I c. 4, CSEL XXVIII P. I 7f.
2—4. Vgl. De filiatione Dei [p 67 a).
4. Vgl. Sermo 93 (V214rb; p —); Voluntas Patris est Spiritus Sanctus.
8. Die drei Worte, die die Dreifaltigkeit bezeichnen, sind: Vater, Sohn
und Heiliger Geist; die auf sie hindeuten: Dein Wille geschehe.
19—50, 5. Vgl. Sermo 3 (Fx 25ab; p 31a): Creavit itaque triplicem natu-
ram: spiritualem tantum, corporalem tantum et mixtam. Sermo 8 (Vx 9ab;
P—)•' < antiqui cogitaverunt > quomodo Deus, quia unus, unum creavit mun-
dum; quia trinus, triplicem naturam: spiritualem, corporalem et mixtam.
Sermo 10 [Vx 31 aa; p —).• Hic fac scalam quomodo homo est finis creatura-
rum: ex duplici natura, spirituali et corporali unitus etc. Sermo 241 (V2173ra;
p 142r): ... in caelo et in terra et in complicatione caeli et terrae, puta in
humana natura. Dazu agl. das aierte Laterankonzil: < creator) sua omni-
4 Sitzungsberichte d. Heidelb. Akad., phil.-hist. Kl. 1938/39. 4. Abh.
 
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