Metadaten

Nikolaus [Hrsg.]; Koch, Josef [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1938/39, 4. Abhandlung): Die Auslegung des Vaterunsers in vier Predigten — Heidelberg, 1940

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.41999#0093
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
XVIII. Pater Nofter in wlgari expositum (n. 47—49).

93

verherrliche deinen Sohn“. Daraus erhellt zur Genüge, daß der
Sohn Gottes der Name oder das Wort Gott genannt wird.
48. Bei genauem Zusehen fallen aber 'verbum’ (Wort) und
'nomen’ (Name) im unaussprechlichen Namen zusammen. Denn
dieser unaussprechliche Name, nämlich das Tetragrammaton, ist
nicht mehr 'nomen5 als 'verbum’, da er die Zusammenfaltung aller
ausdrucksfähigen, bedeutungsträchtigen Laute ist. Denn ohne
Selbstlaut ist weder ein 'nomen’ noch ein 'verbum’ formbar. Wenn
daher jemand nichts antwortet, so sagt man, er habe nicht 'ein
Wort’ geantwortet. Und wenn jemand 'Jesus’ sagt, so kann man
behaupten, er habe nur ein Wort gesagt, nämlich 'Jesus’. Und so
ergibt sich mit Recht, daß ein Wort auch ein Name ist, und ein
Name ein Wort, wie Johannes in der Geheimen Offenbarung sagt,
sein Name sei das Wort. Also ist der Name Gottes nicht der Teil
eines Satzes, also weder 'nomen’ noch 'verbum’, sondern die Zu-
sammenfaltung aller Namen, Worte, Sätze und Begriffsbestimmun-
gen. Weil er die absolute Idee ist, deshalb ist er die Zusammen-
faltung aller Sätze oder Reden, und wird deswegen der Logos ge-
nannt. Denn Logos bedeutet Rede, Wort oder Idee. Daher ist
der Sohn Gottes oder der Begriff, den Gott Vater in seinem Ver-
stand bildet, die Rede aller Reden, die Aussage aller Aussagen, das
Wort aller Worte und die Idee aller Ideen.
49. Wenn man nun genau zusieht, so ist Wort ein Name, und
Name ist ein Wort, und Rede ist gleichfalls ein Wort und ebenso
ist Idee ein Wort. Also ist vor jedem Wort und vor jedem Namen
und vor jeder Rede der Ursprung vom Ursprung, in dem die Zu-
sammenfaltung alles dessen ist, was durch Wort, Name, Rede, Aus-
sage, Schlußfolgerung, Begriffsbestimmung oder auf andere Weise
entfaltet wird. Der Ursprung des Begreifens, in dessen Begriff alles
zusammengefaltet ist, ist ,,der Ursprung ohne Ursprung“, der Begriff
dagegen ist der „Ursprung vom Ursprung“, da er der Ursprung der
Entfaltung von allem ist, was in ihm zusammengefaltet ist: wie
die Truhe im Geist des Künstlers der Begriff des Meisters ist, der
in sich alles, was zur Truhe gehört, zusammengefaltet enthält. Er

15. cf. Sermo 134, p. 76, 19.
17—18. cf. supra p. 34, 11 et not. ex Sermone 17 n. 18.
25—27. cf. AUGUSTINUS Contra Maximinum II c. 17 n. 4, PL 42,
784: Pater ergo principium est sine principio, Filius principium de principio,
Spiritus Sanctus principium de utroque, id est de Patre et Filio. Laudat
PETRUS LOMBARDUS Sent. I d. 29 c. 1 n. 254.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften