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144 J. Koch und H. Teske Cusanus-Texte: I. Predigten, 6.
„Magistri michaelis wratislaviensis Sum“, auf der Vorderseite des
zweiten Deckels: „1495, magistri michaelis wratislaviensis sum“.
Michael Wratislaviensis ist der bekannte Krakauer Uni-
versitätslehrer Michael Falkener aus Breslau1, der 1478 als
„Michael Laurencij de Vratislava“ immatrikuliert, 1481 Baccala-
reus, 1488 Magister wird. Im April 1495 wird er Collegiatus minor,
1501 Collegiatus maior. Bei seinem Tode (1534) hat er seine Bücher
der Artistenbücherei im Collegium maius vermacht. Der Name
Falkener begegnet in Breslau2, jedoch scheint es sich um keine
bekannte Familie des Patriziats zu handeln3 4. Aus dem Besitz
Michael Falkeners stammt noch eine ganze Reihe weiterer Hss.
der Krakauer Universitätsbibliothek. Gedruckte Werke Falke-
ners verzeichnet Bauch in seiner Bibliographie der schlesischen
Renaissance 1475—1521h Ebenda findet sich auch ein Werk des
Rudolfus Agricola junior „cum eiusdem carmine sapphico ad
Reuerendum Dominum M. Michaelem Vratislauiensem . . . Prae-
ceptorem suum maxime colendum et obseruandum“ vom Jahre
15155.
Eine Möglichkeit, den Weg der CusANUs-Texte nach Krakau
aufzuhellen, bietet die Tatsache, daß der Kardinal 1450 von Papst
Nicolaus V. mit der Regelung der böhmischen Angelegenheiten
beauftragt wird6. In dieser Eigenschaft empfängt er mehrfach
Gesandte der Stadt Breslau, unter denen vor allem der Magister
Nikolaus Merboth hervorragt, der 1462 für ein Jahr die Ver-
tretung der Breslauer Anliegen übernimmt, nachdem er sich schon
längere Zeit vorher in Rom aufgehalten hat7. Merboth scheint in
1 Über ihn: G. Bauch, Deutsche Scholaren in Krakau in der Zeit der
Renaissance, 1460—1520, in: Jahresb. d. Schles. Ges. f. vaterl. Cultur 78, III
(1901), S. 22f.; Aleksander Birkenmajer, Astronomowie i Astrologowie
slascy w wiekach srednich, Katowice 1937, S. 26f.
2 Hermann Reichert, Die deutschen Familiennamen nach Breslauer
Quellen des 13. u. 14. Jahrhunderts (Wort und Brauch 1), Breslau 1908, S. 101.
3 G. Pfeiffer, Das Breslauer Patriziat im Mittelalter (Darst. u. Qu.
z. schles. Gesch. 30), Breslau 1929, verzeichnet den Namen nicht.
4 Silesiaca, Festschrift für Colmar GrüNhagen, Breslau 1898, S. 145ff.
5 Ebd. Nr. 98, S. 172.
6 Vansteenberghe, a.a.O., S. 212ff.
7 Script. Rer. Siles. VIII, Breslau 1873, S. 56 u. ö. Seine Absetzung als
Prokurator: Script. Rer. Siles. IX, Breslau 1874, S. 6. Außer ihm sind noch
eine ganze Anzahl Breslauer Beauftragte in Rom, die von eigenen Schreibern
unterstützt werden.
 
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