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Nikolaus [Hrsg.]; Koch, Josef [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1938/39, 4. Abhandlung): Die Auslegung des Vaterunsers in vier Predigten — Heidelberg, 1940

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https://doi.org/10.11588/diglit.41999#0174
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174 J. Koch und H. Teske Cusanus-Texte: I. Predigten, 6.
selten in der Originalhs. geliehen, sondern in seiner Kanzlei Ab-
schriften herstellen lassen, die er den Bittstellern schickt und nach
der Benutzung zurückerhält.
1. Die vorliegenden Hss. der Predigt XVIII gehen — mit Aus-
nahme von Te, V, F — auf solche Vorlagen aus der Kanzlei des
Kardinals zurück. Tr und K haben offensichtlich ein und dieselbe
Abschrift benutzt. Beide fügen dem Text die Notae (oben S. 90ff.)
hinzu, beide haben den Fehler maken für mercken (68, 12), beide
stimmen textlich eng zusammen. Tr bewahrt weitgehend auch
Sprache und Schreibgewohnheiten der Vorlage. In den Text ein-
gefügt sind gelegentlich gliedernde Zahlen (so 26, 14. 16. 17. 19. 20),
am Rand wird oftmals ein Wort des Textes wiederholt. Die Vor-
lage scheint demnach unmittelbar aus dem Handexemplar des Kar-
dinals geflossen zu sein.
2. K ist eine sehr sorgfältige Abschrift, die nach Ausweis der
Schriftzüge vermutlich von einem berufsmäßigen Lohnschreiber
gefertigt worden ist. Der Schreiber hält sich eng an die Vorlage
und ändert nur, was er nicht versteht oder für falsch hält, z. B.
38, 9; 80, 5. An zwei Stellen (jedesmal ein Homoioteleuton) hat
er ein Satzstück ausgelassen: 40, 21 f.; 42, 27f. Gelegentlich dürfen
Verschreibungen von Tr nach K verbessert werden, so 34, 5 (doch
vgl. das Mißverständnis in M!); 62, 18. Auch diese Handschrift
enthält die Notae und steht — schon ihrem Entstehungsort nach
•— dem Handexemplar des Kardinals nahe.
3. S ist eine flüchtige und fehlerhafte Abschrift nach einer
Vorlage, die sich von der Vorlage von TrK in vielen Einzelheiten
unterscheidet. Dagegen hat sie manches mit der von T gemein.
Einzelnes (vor allem in bezug auf den Wortschatz) mag auf die
gemeinsame bairische Mundart von S und T zurückzuführen sein.
Anderes aber rechtfertigt die Annahme der gleichen Vorlage. Das
sind Umstellungen des Textes, Zusätze einzelner Wörter, Miß-
verständnisse, z. B. 26, 1; 56, 9; 26, 4; 40, 19 (wonne + vnd freid);
46, 3; 54, 16, sowie das Mißverständnis 76, 21 u. a. m.
4. T ist mit der Vorlage sehr frei umgesprungen. Durchweg
hat der Schreiber den Stil durchgefeilt und „verschönert“. Häufig
verwendet er die Paarformel: allerheiligjte vnd höchftes 30, 4; krafjt
vnd macht 32, 9; gemenget vnd vermijcht 36, 22; junderung vnd tai-
lung 46, 11 u. ö. Gelegentlich wird sogar der Text angetastet,
scheut der Schreiber (oder der Korrektor) weder vor Streichungen
(z. B. 70, 13) noch vor Zusätzen (z. B. 26, 11; 60, 3) zurück. Offen-
 
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