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Wahle, Ernst; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1940/41, 2. Abhandlung): Zur ethnischen Deutung frühgeschichtlicher Kulturprovinzen: Grenzen der frühgeschichtlichen Erkenntnis. 1 — Heidelberg, 1941

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https://doi.org/10.11588/diglit.42021#0014
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14

B. Wahle :

allelen. Und weiter ist dann der etwa um Christi Geburt einsetzen-
den Kleinbronzen von böhmisch-markomannischer Art zu geden-
ken, welche zwar auf der inzwischen römisch gewordenen linken
Rheinseite seltener sind, wohl aber das rechte Ufer des Stromes
von Diersheim (wenig nördlich von Kehl) an bis zur Mündung
des Mains begleiten1.
Man wird natürlich dazu neigen, die in Süddeutschland so
ganz vereinzelte Niedermoderner Fibel als ein unmittelbares Zeug-
nis der großen elbgermanischen Bewegung gegen Südwesten hin zu
betrachten. Und es liegt nicht minder nahe, den böhmisch-marko-
mannischen Einschlag mit der Wanderung der Markomannen in
Zusammenhang zu bringen, die erstmals in der Schlachtenfront des
Ariovist begegnen und sich dann vom Rhein weg nach Osten
wenden; wahrscheinlich ist er das Ergebnis der Beziehungen, die
zwischen den weitergezogenen Teilen der ursprünglichen Wander-
gemeinschaft und den Zurückgebliebenen noch einige Zeit bestehen.
Aber damit bestätigen diese Funde doch nur das, was wir aus den
literarischen Notizen ohnehin wissen. Denn ein so isoliertes Fund-
stück wie die Niedermoderner Fibel kann auch auf dem Handels-
wege in einen ganz fremden Raum verschlagen werden, und von
den Erzeugnissen der böhmisch-markomannischen Gewerbe zehren
noch viele andere germanische — und nicht nur elbgermanische —
Stämme, ohne daß sie die Vermittlung dieses Gutes einer Wander-
bewegung zu verdanken hätten; die betreffenden Stücke sind ledig-
lich auf dem Wege der Kulturübertragung2 zu ihnen allen gelangt,
und so würde bei einem etwaigen Fehlen der Kenntnis des marko-
mannischen Wanderweges keine Notwendigkeit vorliegen, die ge-
nannte Erscheinung anders denn als Folge einer Kulturbewegung
Zu erklären.
Läßt man einmal die Schriftquellen außer Betracht, dann
schrumpfen die einwandfreien Zeugnisse einer Zuwanderung von
Trägern des norddeutsch-la-tene-zeitlichen Brandgräberkreises nach
dem Oberrhein auf ein Minimum zusammen. Wohl liegen die Dinge
1 Die Funde von Diersheim sind noch nicht veröffentlicht; neckar-
ländisches Material: Die Altertümer unserer heidnischen Vorzeit 5, 370ff.
(K. Schumacher), dasjenige aus Starkenburg bei A. Koch und F. Behx,
a. a. O.
2 Die in dem politischen Übergewicht der Markomannen begründet war;
s. dazu O. Almgrex, Zur Bedeutung des Markomannenreichs in Böhmen für
die Entwicklung der germanischen Industrie in der frühen Kaiserzeit. Mannus
5, 1913, 265—278.
 
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