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Wahle, Ernst; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1940/41, 2. Abhandlung): Zur ethnischen Deutung frühgeschichtlicher Kulturprovinzen: Grenzen der frühgeschichtlichen Erkenntnis. 1 — Heidelberg, 1941

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https://doi.org/10.11588/diglit.42021#0024
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E. Wahle:
spricht ihrer Haltung, und wenn er dann zum Gemeinbesitz der
Waffenfähigen wird, so spiegelt sich auch darin ihre Autorität. In
den Beginn der Eisenzeit aber fällt die Überfremdung des hier in
Betracht kommenden, zwischen Marne und Moldau liegenden Ge-
bietes durch die Urnenfelder Kultur; weniger als die formenkund-
lichen Einzelheiten weisen die befestigten Höhensiedlungen dar-
auf hin, daß sie von einer artfremden Bevölkerung getragen war,
und die Typologie macht es möglich, die Wurzeln dieser Bewegung
im illyrischen Kreis zu suchen. So nachhaltig sich dieser Vorgang
aber in dem Formengut der hallstättischen Erscheinungen ausprägt,
so ruft er bald auch Widerstände hervor, die sich in dem langsamen
Wiederaufleben spätbronzezeitlicher Gewohnheiten äußern. Von
hier aus gesehen erscheint die Entstehung des La-Tene-Stils als
letztes Glied einer Kette von Vorgängen, welche das Fremde ab-
schütteln. „Damit aber ist uns diese frühe La-Tene-Kunst ein
Zeugnis dafür, daß die Erneuerung des keltischen Volkes von innen
heraus erfolgt, und daß ihre Keimzellen in den Fürstensitzen liegen.
Während sich hier diese Bewegung langsam vorbereitet, verharren
die breiteren Schichten der Bevölkerung noch auf der letzten Ent-
wicklungsstufe der Hallstatt-Kultur. Erst einige Zeit später wird
der La-Tene-Stil zum Gemeinbesitz des ganzen keltischen Volkes.
So hat man den Eindruck, als ob die Fürstengeschlechter es ver-
stehen, binnen einer verhältnismäßig kurzen Zeitspanne ihr Volk
aufzurütteln und mitzureißen. An die Stelle jener Überfremdung,
welche der Beginn des letzten Jahrtausends für das Gebiet der
Kelten zeigte, tritt jetzt eine Art nationaler Wiedergeburt. Und
so fällt denn auch in die Zeit des Früh-La-Tene-Stiles der geschicht-
lich nachweisbare Höhepunkt der politischen Macht des keltischen
Volkes.“ Man ahnt also eine „keltische Renaissance“.
Ist diese Deutung der archäologischen Verhältnisse1 richtig,

1 In meinem Buche Deutsche Vorzeit, 1932, wird sie S. 115f. bereits
vorgetragen, — ihr entstammen auch die hier angeführten Sätze —, doch
ist die Kritik noch nirgends auf sie eingegangen. In bezug auf einige Einzel-
heiten hat Iv. Bittel diese Auffassung vorbereitet, vgl. Sudeta 6, 1930,
45f., wo z. B. die Hallstatt-D-Leute als Kelten angesprochen werden.
Nach der Niederschrift dieses zweiten Kapitels geht mir das im Januar
1940 ausgegebene Doppelheft 3/4 des Jahrganges 1937/38 der Prähistorischen
Zeitschrift, zu, in welchem sich U. Ivahrstedt unter dem Titel „Eine histo-
rische Betrachtung zu einem prähistorischen Problem“ zu der hier behandelten
Frage äußert (S. 401—405). Sieht Ivahrstedt im einzelnen vieles anders, als
es hier vorgetragen wird, so berühren wir uns doch in der unseren Deutungen
 
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