Zur ethnischen Deutung frühgeschichtlicher Kulturprovinzen
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Stattprovinzen hatte K. Schumacher1 eine im Rheinischen Schiefer-
gebirge gelegene und nach Hessen hin ausstrahlende Fundprovinz
umschrieben, die er nach dem Fundort Mehren in der Eifel be-
nannte. Ein Material, an dessen Zusammentragung schon die frü-
hen Geschichtsvereine romantischer Prägung zu St. Wendel und
Ottweiler, Birkenfeld und Wiesbaden beteiligt gewesen waren, und
das dann für den Bereich des Bezirkes Trier durch F. Hettners
weitschauende Grabungstätigkeit eine nennenswerte Vermehrung
erfahren hatte, wurde hier erstmals zusammengefaßt und gedeutet.
Diese ,,Mehrener“ siedeln in einem vordem vom Menschen kaum
beanspruchten Gebirgsland; ihre Körpergräber enthalten eine
ebenso schlichte wie kennzeichnende Keramik und reiche Garni-
turen von Bronzeringen, in denen der Wendelring eine besondere
Stellung einnimmt2. Die Träger dieses Kreises leitete Schumacher
von Ostfrankreich her, und es ist ihm niemals ein Zweifel daran
gekommen, daß sie wegen des hallstättischen Charakters ihrer Grab-
beigaben zu den Kelten zu rechnen seien.
Seitdem Schumacher auch den nassauischen Stoff zum Auf-
bau seines Bildes des Mehrener Kreises verwendet hat, ist er nicht
mehr selbständig verarbeitet worden, zumal die rheinische For-
schung mit der Prägung des Begriffes Hunsrück-Eifelkultur ihn
aus dem Kreis ihrer Interessen entließ. Doch folgte man hier und
in Hessen längere Zeit hindurch der Auffassung Schumachers3.
Für Kunkel sind die Mehrener „ihrer Herkunft nach die ersten
wirklichen Kelten, die unser Gebiet berührten“, und Kahrstedt
kann sich nicht dazu entschließen, Mehren als germanisch anzu-
sehen.
Eine Neubelebung erfährt das Problem durch die in der Rhein-
provinz entstehende Vorstellung von der illyrischen Volkszugehörig-
keit dieses Kreises, die nicht nur nach Hessen übergreift, sondern
auch an der Saale erwogen wird — ein vortreffliches Zeugnis zu-
1 Prähistorische Zeitschrift 8, 1916, 139ff. u. 144; Nassauische Annalen
44, 1916/17, 175—222; Germania 2, 1918, 97—102; Prähistorische Zeitschrift
11/12, 1919/20, 163—169; K. Schumacher, Siedelungs- und Kulturgeschichte
der Rheinlande 1, 1921, 89f.
2 Schon ehe Schumacher den Mehrener Kreis herausgestellt, hatte Kos-
sinna vermittels der Ringgarnituren die Brücke von der Saale zur Sauer
geschlagen.
3 Nassauische Annalen 47, 1926, 33 (F. Kutsch); O. Kunkel, Ober-
hessens vorgeschichtliche Altertümer, 1926, 162; Prähistorische Zeitschrift
26, 1935, 164 (U. Kahrstedt).
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Stattprovinzen hatte K. Schumacher1 eine im Rheinischen Schiefer-
gebirge gelegene und nach Hessen hin ausstrahlende Fundprovinz
umschrieben, die er nach dem Fundort Mehren in der Eifel be-
nannte. Ein Material, an dessen Zusammentragung schon die frü-
hen Geschichtsvereine romantischer Prägung zu St. Wendel und
Ottweiler, Birkenfeld und Wiesbaden beteiligt gewesen waren, und
das dann für den Bereich des Bezirkes Trier durch F. Hettners
weitschauende Grabungstätigkeit eine nennenswerte Vermehrung
erfahren hatte, wurde hier erstmals zusammengefaßt und gedeutet.
Diese ,,Mehrener“ siedeln in einem vordem vom Menschen kaum
beanspruchten Gebirgsland; ihre Körpergräber enthalten eine
ebenso schlichte wie kennzeichnende Keramik und reiche Garni-
turen von Bronzeringen, in denen der Wendelring eine besondere
Stellung einnimmt2. Die Träger dieses Kreises leitete Schumacher
von Ostfrankreich her, und es ist ihm niemals ein Zweifel daran
gekommen, daß sie wegen des hallstättischen Charakters ihrer Grab-
beigaben zu den Kelten zu rechnen seien.
Seitdem Schumacher auch den nassauischen Stoff zum Auf-
bau seines Bildes des Mehrener Kreises verwendet hat, ist er nicht
mehr selbständig verarbeitet worden, zumal die rheinische For-
schung mit der Prägung des Begriffes Hunsrück-Eifelkultur ihn
aus dem Kreis ihrer Interessen entließ. Doch folgte man hier und
in Hessen längere Zeit hindurch der Auffassung Schumachers3.
Für Kunkel sind die Mehrener „ihrer Herkunft nach die ersten
wirklichen Kelten, die unser Gebiet berührten“, und Kahrstedt
kann sich nicht dazu entschließen, Mehren als germanisch anzu-
sehen.
Eine Neubelebung erfährt das Problem durch die in der Rhein-
provinz entstehende Vorstellung von der illyrischen Volkszugehörig-
keit dieses Kreises, die nicht nur nach Hessen übergreift, sondern
auch an der Saale erwogen wird — ein vortreffliches Zeugnis zu-
1 Prähistorische Zeitschrift 8, 1916, 139ff. u. 144; Nassauische Annalen
44, 1916/17, 175—222; Germania 2, 1918, 97—102; Prähistorische Zeitschrift
11/12, 1919/20, 163—169; K. Schumacher, Siedelungs- und Kulturgeschichte
der Rheinlande 1, 1921, 89f.
2 Schon ehe Schumacher den Mehrener Kreis herausgestellt, hatte Kos-
sinna vermittels der Ringgarnituren die Brücke von der Saale zur Sauer
geschlagen.
3 Nassauische Annalen 47, 1926, 33 (F. Kutsch); O. Kunkel, Ober-
hessens vorgeschichtliche Altertümer, 1926, 162; Prähistorische Zeitschrift
26, 1935, 164 (U. Kahrstedt).