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Wahle, Ernst; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1940/41, 2. Abhandlung): Zur ethnischen Deutung frühgeschichtlicher Kulturprovinzen: Grenzen der frühgeschichtlichen Erkenntnis. 1 — Heidelberg, 1941

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https://doi.org/10.11588/diglit.42021#0062
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62

E. Wahle:

„Es war Kos sin na nicht gegeben, eine klare theoretische
Grundlegung seiner Lehre zu entwickeln, obwohl er sich darin
versuchte“1 2. Diese Lücke auszufüllen ist sein Schüler E. Blume
bestrebt, der seiner Dissertation ein Kapitel „Zur ethnographischen
Methode“ voransendet3. Aber Blume bietet doch viel weniger, als
wie er glaubt. Zwar sucht er die von der Forschung nun schon
lange Jahrzehnte hindurch angewandte Gleichsetzung der Kultur-
provinzen mit bestimmten Völkern zu rechtfertigen, indem er die
Einheitlichkeit der Lebensführung herausstellt, die nach Ausweis
der altwestnordischen Literatur innerhalb der Stammesgrenzen ge-
herrscht haben soll. Aber er bleibt hier den Beweis schuldig, daß
solche kennzeichnenden Unterschiede zwischen den einzelnen Stäm-
men und Völkern überall vorhanden gewesen sein müssen, und er
überlegt auch nicht, ob sie der archäologische Stoff unbedingt zu
erkennen gibt. Sodann verfolgt er den von ihm für eine begrenzte
Zeitspanne vorausgesetzten Zustand nicht in seiner geschichtlichen
Abwickelung, und so fehlt denn auch der Beweis dafür, daß sich
in dem Ablauf einer archäologischen Provinz die Schicksale eines
Volkes durch eine größere Zeitspanne hindurch veranschaulichen
müssen. Im Gegensatz hierzu und zu einigen Arbeiten anderer4,
1 Wiener Prähistorische Zeitschrift 9, 1922, 118. Ebenda 116: in bezug
auf ihre Methode muß die „Siedlungsarchäologie“ allerdings weiter ausgebaut
werden. „In dieser Hinsicht ist das Ende gewiß noch lange nicht erreicht
und Kossinna selbst läßt in seinen diesbezüglichen Arbeiten viel zu wünschen
übrig.“
O. Menghin, Die Ergebnisse der urgeschichtlichen Kulturkreislehre.
Neue Jahrbücher für Wissenschaft und Jugendbildung 11, 1935, 71—81,
bes. 71: Kossinna hat „weit über die deutsche Geisteswelt hinaus“ gewirkt;
„die methodische Bedeutung der Kulturkreisforschung ist eine viel größere,
als er selbst ursprünglich erkennen mochte. Sie ist überhaupt der Weg zur
Historisierung der Urgeschichte, . . . zur Geschichte der Sprachstämme, der
Rassen und der Völker.“
Derselbe, Grundlinien einer Methodik der urgeschichtlichen Stammes-
kunde. Vorzugsweise mit Beispielen aus der indogermanischen Stammes-
kunde. Festschrift für Hermann Hirt, 1936 (Indogermanische Bibliothek,
3. Abt. Nr. 15, Teil 1), 41—67.
2 So Menghin, a.a.O., 1936, 56.
3 Mannusbibliothek Nr. 8, 1912, 1—11.
4 H. Mötefindt, Deutsche Geschichtsblätter 17, 1916, 111—113, und
Mannusbibliothek 22, 1922, 163—166; A. Kiekebusch in M. Ebert, Real-
lexikon der Vorgeschichte 12, 1928, 102—106; W. La Baume, Blätter für
deutsche Vorgeschichte 7, 1930, 1—6; Mannus 6. Erg.-Bd. 1928, 278—283
(H. Preidel); F. Haensell, Die ethnologische Urgeschichtsforschung
 
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