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E. Wahle:
einen unbedeutenden Rest in dem Augenblick, da sich das Tüllen-
beil den Markt erobert. Ungleich besser als bei allen vorangegan-
genen Gestaltungen verbinden sich hier nutzbare Klinge und höl-
zerner Schaft, und dazu kommt noch, daß der Aufwand an Metall
bei dem neuen Gerät viel geringer ist als bei sämtlichen älteren
Formen. Demgemäß beherrscht dieses Tüllenbeil die ganze jün-
gere Bronzezeit, und später wird es dann in Eisen, dem Werkstoff
der folgenden Jahrhunderte, geformt. So klar nun aber die Ent-
wicklung der Ränder, Absätze und Lappen in typologischer Hin-
sicht liegt, so wenig deutlich ist die Entstehung des Tüllenbeiles.
Im Verhältnis zu der raschen und allgemeinen Verbreitung dieser
letzteren Form begegnen nur sehr wenige Stücke, welche das Tüllen-
beil vorbereiten. Übereinstimmend zeigen sie, wie dieses letztere
aus dem Randbeil gestaltet wurde1, und zwar innerhalb einer so
kurzen Zeit, daß man zunächst glaubt, einen Sprung in der Ent-
wicklung feststellen zu müssen. Offenbar ist es von sehr verschie-
dener Seite unternommen worden, die aus vergänglichem Material
gebildete Umwicklung, welche den Metallteil in dem gespaltenen
Ende des Schaftes festhalten sollte, durch bronzenen Draht zu
ersetzen und damit dauerhafter wie auch fester zu gestalten; Be-
lege dafür begegnen in Dänemark genau so wie an der Donau2.
Dagegen beschränken sich diejenigen Fundstücke, welche auf den
1 S. den Entwicklungsgang bei O. Montelius, Die älteren Kultur-
perioden im Orient und in Europa, I. Die Methode, 1903, 30f.; weiteres
Material bieten S. Müller, Oldtidens Kunst i Danmark, 2. Bronzealderens
Kunst, 1921, 7 ff.; Mannus, 4. Erg.-Bd. 1925, 56—59 (G. Kossinna); J. E.
Forssander, Der ostskandinavische Norden während der ältesten Metallzeit
Europas, 1936, Tat. 63, Nr. 6 u. 10; Meddelanden trän Lunds Universitets
Historiska Museum 1940 (K. Humanistiska Vetenskapssamfundets i Lund
Arsberättelse 1939—40, II), Taf. IIa—b (J. E. Forssander).
So sehr ich Forssander in der an letztgenannter Stelle gebotenen Datie-
rung des Fundes von Borrby zustimme, so wenig vermag ich in der Schäftung
dieser Kultaxt wie auch derjenigen von Prettmin einen ersten Schritt zur
Heranbildung des Tüllenbeiles zu erblicken. Natürlich liegt hier wie da ein
eigenartiger Versuch der Schäftung einer Beilklinge vor, und man wird auch
betonen dürfen, welchem frühen Abschnitt der Bronzezeit diese Leistung an-
gehört. Aber dieses an zwei nicht für den praktischen Gebrauch bestimmten
Geräten angewandte Verfahren hat doch eben nicht Schule gemacht, und es
bedurfte erst noch der Versuche in der Folgezeit, das Problem der Schäftung-
befriedigend zu lösen. Hierauf kommt es in diesem Zusammenhang an, wo
von dem Ausbau des Gerätinventares durch den Erfinder gesprochen wird.
2 Ein Beispiel von Wels, 16. Bericht der Römisch-germanischen Kom-
mission 1925/26, (1927), 18, Abb. 9.
E. Wahle:
einen unbedeutenden Rest in dem Augenblick, da sich das Tüllen-
beil den Markt erobert. Ungleich besser als bei allen vorangegan-
genen Gestaltungen verbinden sich hier nutzbare Klinge und höl-
zerner Schaft, und dazu kommt noch, daß der Aufwand an Metall
bei dem neuen Gerät viel geringer ist als bei sämtlichen älteren
Formen. Demgemäß beherrscht dieses Tüllenbeil die ganze jün-
gere Bronzezeit, und später wird es dann in Eisen, dem Werkstoff
der folgenden Jahrhunderte, geformt. So klar nun aber die Ent-
wicklung der Ränder, Absätze und Lappen in typologischer Hin-
sicht liegt, so wenig deutlich ist die Entstehung des Tüllenbeiles.
Im Verhältnis zu der raschen und allgemeinen Verbreitung dieser
letzteren Form begegnen nur sehr wenige Stücke, welche das Tüllen-
beil vorbereiten. Übereinstimmend zeigen sie, wie dieses letztere
aus dem Randbeil gestaltet wurde1, und zwar innerhalb einer so
kurzen Zeit, daß man zunächst glaubt, einen Sprung in der Ent-
wicklung feststellen zu müssen. Offenbar ist es von sehr verschie-
dener Seite unternommen worden, die aus vergänglichem Material
gebildete Umwicklung, welche den Metallteil in dem gespaltenen
Ende des Schaftes festhalten sollte, durch bronzenen Draht zu
ersetzen und damit dauerhafter wie auch fester zu gestalten; Be-
lege dafür begegnen in Dänemark genau so wie an der Donau2.
Dagegen beschränken sich diejenigen Fundstücke, welche auf den
1 S. den Entwicklungsgang bei O. Montelius, Die älteren Kultur-
perioden im Orient und in Europa, I. Die Methode, 1903, 30f.; weiteres
Material bieten S. Müller, Oldtidens Kunst i Danmark, 2. Bronzealderens
Kunst, 1921, 7 ff.; Mannus, 4. Erg.-Bd. 1925, 56—59 (G. Kossinna); J. E.
Forssander, Der ostskandinavische Norden während der ältesten Metallzeit
Europas, 1936, Tat. 63, Nr. 6 u. 10; Meddelanden trän Lunds Universitets
Historiska Museum 1940 (K. Humanistiska Vetenskapssamfundets i Lund
Arsberättelse 1939—40, II), Taf. IIa—b (J. E. Forssander).
So sehr ich Forssander in der an letztgenannter Stelle gebotenen Datie-
rung des Fundes von Borrby zustimme, so wenig vermag ich in der Schäftung
dieser Kultaxt wie auch derjenigen von Prettmin einen ersten Schritt zur
Heranbildung des Tüllenbeiles zu erblicken. Natürlich liegt hier wie da ein
eigenartiger Versuch der Schäftung einer Beilklinge vor, und man wird auch
betonen dürfen, welchem frühen Abschnitt der Bronzezeit diese Leistung an-
gehört. Aber dieses an zwei nicht für den praktischen Gebrauch bestimmten
Geräten angewandte Verfahren hat doch eben nicht Schule gemacht, und es
bedurfte erst noch der Versuche in der Folgezeit, das Problem der Schäftung-
befriedigend zu lösen. Hierauf kommt es in diesem Zusammenhang an, wo
von dem Ausbau des Gerätinventares durch den Erfinder gesprochen wird.
2 Ein Beispiel von Wels, 16. Bericht der Römisch-germanischen Kom-
mission 1925/26, (1927), 18, Abb. 9.