Metadaten

Hoops, Johannes; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1940/41, 5. Abhandlung): Shakespeares Name und Herkunft — Heidelberg, 1941

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.42024#0020
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
20

.Johannes Hoops: Shakespeares Xame und Herkunft

hundert [säkasper] oder [säksper]. Im 16. Jahrhundert war wohl
[säeksper] die herrschende Aussprache. In London wurde um 1600
vielleicht schon [seksper] gesprochen. Shakespeare selbst sprach
seinen Namen bei gehobener Sprechweise vermutlich
[s ibksp er] aus im Unterschied von der Kurzform [sseksper] der Um-
gangssprache; jedenfalls aber nicht nach heutiger Weise [se'k-
spU(r)].
c) Auf einige Namensformen mit o, y, i als Mittelvokal
muß zum Schluß noch eingegangen werden, Formen wie Schacosper,
Shakispere, Shakisspere, Shakyspear, Shakysspere, Shakysper, Shaky-
speyr, die auch in der Schreibung des Familiennamens des Dichters
selbst auftreten. Wie sind sie sprachlich aufzufassen ? — Es han-
delt sich liier wohl um eine konservative Erhaltung des End-e von
shake, das im 14. Jahrhundert ja noch sehr gewöhnlich gesprochen
wurde, im 16. Jahrhundert im allgemeinen verstummt war, das
sich aber im Innern dieses Namens unter dem Einfluß des Rhythmus
und der Schreibung in gewählter Aussprache vielfach erhalten
haben mag, während in der Umgangssprache die Formen Shakspere,
Shaksper ohne Mittelvokal und mit verkürzter Aussprache daneben
stand. Das tonlose e ist dann wohl gelegentlich mit o oder mit y, i
umschrieben und vielleicht auch manchmal [i] gesprochen worden.
Ein ganz entsprechender Fall liegt vor in dem Namen Fetti-
place aus frz. fete place 'mach Platz, make room’, ursprünglich die
Benennung eines königlichen Zeremonienmeisters (gentleman-
usher). Ältere Schreibungen des Namens aus dem 13. Jahrhundert,
wie Feteplaz, Fete place, Fetepiece (alle aus Oxfordshire)1 weisen den
Mittelvokal e auf, der sich im Neuenglischen aus rhythmischen
Gründen und zur Erleichterung der Aussprache als i erhalten hat.
■— Auch auf die Erhaltung des i in ne. handiwork aus me. handiwerc,
ae. handgeweorc neben handweorc, und auf die Übertragung des i von
handiwork auf handicraft, wofür ae. nur handcraeft vorkommt, mag
hier verwiesen werden; ferner auf die Entwicklung eines inlautenden
i oder a in Namen wie Alabone, Allibone, älter Alybon aus Alban2,
Farrimond aus ae. FsermundA, Hathaway aus ae. Häepwig4.
So bestand in Shakespeares Zeit neben der Kurzform
[sseksper] der provinziellen Umgangssprache und der gewählteren,
etymologisch durchsichtigen Aussprache [sseksper] vielleicht
noch eine Abart der letzteren mit erhaltenem .Mittelvokal als
[säekasp^r].
1 Weekley Surinames 258f. 2 Weekley 51. 3 Weekley 39.
4 Weekley 37.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften