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Hoops, Johannes; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1940/41, 5. Abhandlung): Shakespeares Name und Herkunft — Heidelberg, 1941

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https://doi.org/10.11588/diglit.42024#0043
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9. Shakespeare und anglonorm. Levelaunce

9. Shakespeare und anglonorm. Levelaunce.
Wenn die Mode der imperativischen Spitznamen erst in der
Normannenzeit aus Frankreich nach England drang, so kommt die
Zurückführung des Namens Shakespeare auf einen altenglischen
Namen Scac-spere oder Sceac-spere, wie C. Fr. Koch ihn rekon-
struierte1, nicht mehr in Betracht. Der Name kann nicht über die
Normannische Periode zurückgehn.
Da er zuerst 1248 belegt ist und in dem Zeitraum 1248—79
dreimal in südlichen Grafschaften (Gloucester, Surrey, Kent) vor-
kommt, spricht die Wahrscheinlichkeit dafür, daß er im 12. oder
im Anfang des 13. Jahrhunderts im Süden Englands ent-
standen ist.
Es erhebt sich nun die Frage, ob er nicht doch vielleicht fran-
zösischen Ursprungs ist. Drawsword ist, wie wir gesehen haben
(S. 27), höchst wahrscheinlich eine Übersetzung von norm. Sake-
espee. Läßt sich für Shakespeare vielleicht auch ein französischer
Name nachweisen, aus dem es übersetzt sein könnte?
Arthur F. Heintz berichtete 1916 in einer Zuschrift an das
Times Literary Supplement2, er habe in alten Akten eine Familie
Levelaunce oder Lyvelaunce nachgewiesen, die in dem Zeitraum von
1176 bis ca. 1350 in Warwickshire in genau demselben Gebiet an-
sässig war, “in which later on many of the villages were full of
Shakespeares.” Die urkundlichen Belege dafür führt er nicht an.
Er meint nun, daß der Name Shakespeare die englische
Form des französischen Namens Levelaunce sei. In den
Hundred Bolls der Grafschaft Northampton begegne unter Edu-
ard I. 1274—75 ein Henry Shakelaunce; “that was the first form
of the name Shakespere in the transition from Levelance.”
Zu der von ihm vermuteten Gleichung Levelance — Shake-
speare findet Heintz eine Parallele in dem Namenpaar Briselance —
Breakspear. Wie Shakespeare von Levelance herstamme, so sei der
Name Breakspear eine frühe Übersetzung des französischen Na-
mens Briselance. Nicholas Breakspear war der englische Name
Papst Hadrians IV., der um 1100 bei St. Albans geboren wurde.
In der Gegend von St. Albans aber, sagt Heintz, kämen beide
Formen, Briselance und Breakspear, 1325—26 nebeneinander vor.
(Auch hierfür bringt er keine Belege bei.) Er meint dann: wenn
Breakspear schon um 1100 aus frz. Briselance übersetzt wurde, so
J Jahrbuch für roman. u. engl. Lit. 6, 325 (1865).
2 Times LS. 20. 4. 1916, S. 189.
 
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