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Schmidt, Ernst A.; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1974, 6. Abhandlung): Zur Chronologie der Eklogen Vergils: vorgelesen am 27. April 1974 von Viktor Poeschl — Heidelberg: Winter, 1974

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https://doi.org/10.11588/diglit.45449#0011
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§2

Der Adressat der achten Ekloge und die Datierung
der Anrede dieses Gedichts
Die bisher nahezu allgemein angenommene Datierung der achten
Ekloge auf den Herbst 39 v. Chr. beruhte darauf, daß man in den Ver-
sen 6-13 des Gedichts Asinius Pollio kurz vor seinem <dalmatischen>1
Triumph am 25. Oktober jenes Jahres angeredet glaubte. Der ameri-
kanische Historiker Bowersock hat nun in dem genannten Artikel,
sich auf Untersuchungen von Syme, Wilkes und Schmitthenner2 stüt-
zend, gezeigt, daß die Expedition des Jahres 39 gegen die Parthiner
in der Provinz Macedonia den Feldherrn Pollio kaum entlang der
Küste Illyriens geführt haben kann, wie es nach ecl. 8,6 f. der Fall sein
müßte. Wie Pollio im Vorjahr von Brundisium aus aufgebrochen war3,
so war auch eine Rückkehr von Dyrrhachium aus wieder dorthin über
das Adriatische Meer das Gegebene.
Octavian dagegen hat im Jahre 35 v. Chr. Feldzüge in Illyrien ge-
führt und dabei, wie historische Untersuchungen zu Appian, Illyrica,
Kap. 16 ergeben haben, gerade solche Stämme unterworfen, deren
Lokalisierung durch den Timavus (wie in ecl. 8,6) bezeichnet werden
kann. Wir müssen also umlernen. Es sind nicht nur die Konsequenzen
der nun notwendig gewordenen Datierung der Adresse von ecl. 8 auf
das Jahr 35 zu bedenken - das soll in den §§ 6ff. geschehen -, sondern
(und das ist zunächst dringlicher) wir müssen auch die Widmung als an
Octavian gerichtet neu zu lesen versuchen. Das kann an dieser Stelle
allerdings noch nicht erschöpfend geschehen, sondern zunächst nur
unter Ausschluß der Aspekte, die mit der Chronologie der bukolischen
Dichtung Vergils Zusammenhängen.
Eine solche Lesung der Verse 6-13 mit Octavian als gedachter Be-
zugsperson ist schon allein deshalb notwendig, weil die Argumentation
Bowersocks historisch nicht so zwingend zu sein scheint, wie es den
Nichthistoriker dünken mag. In Gesprächen mit kompetenten Fachge-
1 Vgl. Horaz, c. II 1,16.
2 R. Syme, Pollio, Saloninus, and Salonae, Class. Quart. 31 (1937), S. 39-48; J. J.
Wilkes, Dalmatia, London 1969; W. Schmitthenner, Octavians militärische Unter-
nehmungen in den Jahren 35-33 v. Chr., Historia 7 (1958), S. 189-236.
3 Vgl. Bowersock, a. O., S. 78, Anm. 17.
 
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