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Schmidt, Ernst A.; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1974, 6. Abhandlung): Zur Chronologie der Eklogen Vergils: vorgelesen am 27. April 1974 von Viktor Poeschl — Heidelberg: Winter, 1974

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https://doi.org/10.11588/diglit.45449#0014
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Ernst A. Schmidt

mal im Kontext mit seinem <Vater> genannt zu werden: vgl. Georg. I
503 neben 466 (v. 500: «iuvenem») (um 36 v. Chr.); Hör., c. I 2 («iuve-
nis», «Caesar», «Caesaris ultor») (28 v. Chr.)4. Die Horazode I 35 «O
diva gratum quae regis Antium», die in das gleiche Jahr wie ecl. 8 ge-
hört, wenn Nisbet und Hubbard mit ihrer neuen Datierung5 Recht
haben - und sie haben gute Gründe, welchen man die Catullnähe noch
hinzufügen könnte6 -, nennt in v. 29 f. Octavian im Zusammenhang
einer geplanten Britannienexpedition «Caesar» und macht damit die
großen Taten des Vaters zum Modell. Sollte jedoch ein Assoziieren des
Iulius Caesar vermieden werden (sowohl «Caesar» als auch «Divi
Iulii filius» und «Imperator» lösten diese Assoziation aus) - in ecl. 8
vielleicht gerade der Gedanke an das Octavian überschattende Feld-
herrngenie des Vaters? oder gar dessen Beziehungen zu Kleopatra7 -,
so blieb kaum etwas anderes als eine Aussparung namentlicher Nen-
nung übrig, da Octavian eben diesen Namen, mit dem wir ihn heute in
diesen Jahren nennen, ungern hörte, weil er an seine Herkunft erin-
nerte8. Wie dem auch sei - es ist eine sinnvolle Dreiheit, wenn in ecl. 1
der <iuvenis>, in ecl. 4 der <puer>, in ecl. 8 der Adressat nicht genannt
sind9, vorausgesetzt, dieser Adressat ist Octavian.
Die beiden Fragen «en erit umquam /ille dies, mihi cum liceat tua
dicere facta? / en erit ut liceat totum mihi ferre per orbem / sola Sopho-
cleo tua carmina digna coturno?» (v. 7-10) wären, sofern sie als an
Pollio gerichtet verstanden werden müßten, doch nur Fragen des Dich-
ters an sich selbst. Denn die Taten des Feldherrn hatten mit dem Sieg
über die Parthiner einen gewissen Abschluß gefunden, und auch die
Tragödiendichtung war wahrscheinlich schon mit einigen vollendeten
Werken vorhandene Wirklichkeit10. Was also hätte Vergil gefragt,
warum oder worauf hätte er warten zu müssen gemeint?
4 Vgl. auch Fraenkel, a. O., S. 244 f.
5 N. &c Η., A Commentary on Horace: Ödes, Book 1, Oxford 1970, p. XXVIII sq.
und S. 387 sowie Kommentar zu v. 6 (aequoris), v. 30 (Britannos), v. 34 (fratrum-
que).
6 Vgl. insbes. Catull, c. 11, c. 88-91, c. 64 (Epilog), in der Ode also die Wörter und
Wendungen «Ultimos Britannos», «Eois», «Caesar», «amici ... pariter», «in-
tactum», «sceleris», «nefasti», «fratrum»).
7 Vgl. u. S. 32, Anm. 4.
8 Vgl. R. Syme, The Roman Revolution, Oxford Paperbacks 1960 (reprints),
S. 112f.; A. Heuß, Römische Geschichte, Braunschweig 19713, S. 224.
9 Vgl. William Berg III, Vergil’s Bucolic Hero: Origins and Development, Diss.
Princeton 1966, University Microfilms, Inc., Ann Arbor, Mich., 67-5702, S. 100.
10 Im Jahre 36/35 v. Chr. liegen jedenfalls Tragödien von Pollio vor (Hör., sat. I
10,42 f.).
 
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