Zur Chronologie der Eklogen Vergils
17
theton - Tragödie ist <attisch> -, andererseits als ein Urteil über den
Attizismus Pollios. Damit wäre «Cecropius» sowohl mit [Verg.], Cata-
lepton 9,14H: «carminibus cum lingua, tum sale Cecropio»11 12, einem
Urteil über den Attizismus Messallas, zusammenzusehen als auch mit
den Worten des Marcus Aper im Dialogus: «durus et siccus». «Sopho-
cleo coturno» und «Cecropio coturno» scheinen also gerade entgegen-
gesetzte Stilurteile zu enthalten. Tragödien, des sophokleischen Ko-
thurns würdig, sind Werke, die erhaben einherschreiten und sich über
den «sermo pedester» der euripideischen Stücke13 erheben14. <Cecro-
pius> scheint über die obigen Bedeutungen hinaus (= attisch = a) tra-
gisch, b) attizistisch) noch etwas Königliches und Mythologisches an-
zudeuten, also Horazens früherem «facta regum canit» (sat. 1,10,42 f.)
zu entsprechen.
Die spätere Zeit hat von Pollios Tragödien nicht hoch gedacht und
sie entweder getadelt - Aper bei Tacitus - oder übergangen: Quinti-
lian15. Es bleiben die beiden rühmenden aber recht allgemeinen Zeug-
nisse des Horaz.
Auf der anderen Seite: wie unbedeutend ist der Literat Augustus?
«L’oeuvre litteraire d’Auguste est importante: en vers et en prose»16.
Seiner Tragödie <Aiax> fragten seine Freunde nach17. Das waren nicht
irgendwelche Kreaturen seines Gefolges. Macrobius18 überliefert, daß
es «L. Varius tragoediarum scriptor» war, der sich nach dem <Aiax>
erkundigte. Varius, der (sieht man von dem Anspruch ab, den Pollio
vielleicht stellen könnte) bedeutendste Tragödiendichter der Zeit -
nur ein einziger Titel ist freilich bekannt -, der Freund Vergils und des
Horaz, nimmt an dem entstehenden Werk Anteil, nicht anders, so
würde ich fortfahren, als Vergil hier in ecl. 8. Zwei Dichterfreunde
11 Das nur wenig später, 27 v. Chr., als c. II1 entstanden ist.
12 Vgl. Poet. Reil., S. 240 mit Anm. 128. Ergänzend ist zu jener Anmerkung auf Pli-
nius, epist. IV 3,4ff. hinzuweisen: Mimiamben in der Tradition des (ionisch
schreibenden) Herodas und dennoch in attischem Griechisch.
13 Vgl. die antiken Urteile über das tragische ύψος des Sophokles und die euripi-
deische ταπεινότης.
14 Zum Bild vgl. außer dem obigen Quintilianzitat auch X 1,81 von Plato: «mul-
tum enim supra prorsam orationem et quam pedestrem Graeci vocant surgit».
15 Vgl. Andre, a. O., S. 37.
18 Henry Bardon, Les Empereurs et les lettres latines d’Auguste ä Hadrien, Paris
1940, S. 14.
17 Suet., a. O.
18 a. O. Die Stelle von Bardon übersehen (?), von Malcovati, a. O. (S. 3) im Apparat
gegeben.
2 Schmidt, Zur Chronologie der Eklogen Vergils
17
theton - Tragödie ist <attisch> -, andererseits als ein Urteil über den
Attizismus Pollios. Damit wäre «Cecropius» sowohl mit [Verg.], Cata-
lepton 9,14H: «carminibus cum lingua, tum sale Cecropio»11 12, einem
Urteil über den Attizismus Messallas, zusammenzusehen als auch mit
den Worten des Marcus Aper im Dialogus: «durus et siccus». «Sopho-
cleo coturno» und «Cecropio coturno» scheinen also gerade entgegen-
gesetzte Stilurteile zu enthalten. Tragödien, des sophokleischen Ko-
thurns würdig, sind Werke, die erhaben einherschreiten und sich über
den «sermo pedester» der euripideischen Stücke13 erheben14. <Cecro-
pius> scheint über die obigen Bedeutungen hinaus (= attisch = a) tra-
gisch, b) attizistisch) noch etwas Königliches und Mythologisches an-
zudeuten, also Horazens früherem «facta regum canit» (sat. 1,10,42 f.)
zu entsprechen.
Die spätere Zeit hat von Pollios Tragödien nicht hoch gedacht und
sie entweder getadelt - Aper bei Tacitus - oder übergangen: Quinti-
lian15. Es bleiben die beiden rühmenden aber recht allgemeinen Zeug-
nisse des Horaz.
Auf der anderen Seite: wie unbedeutend ist der Literat Augustus?
«L’oeuvre litteraire d’Auguste est importante: en vers et en prose»16.
Seiner Tragödie <Aiax> fragten seine Freunde nach17. Das waren nicht
irgendwelche Kreaturen seines Gefolges. Macrobius18 überliefert, daß
es «L. Varius tragoediarum scriptor» war, der sich nach dem <Aiax>
erkundigte. Varius, der (sieht man von dem Anspruch ab, den Pollio
vielleicht stellen könnte) bedeutendste Tragödiendichter der Zeit -
nur ein einziger Titel ist freilich bekannt -, der Freund Vergils und des
Horaz, nimmt an dem entstehenden Werk Anteil, nicht anders, so
würde ich fortfahren, als Vergil hier in ecl. 8. Zwei Dichterfreunde
11 Das nur wenig später, 27 v. Chr., als c. II1 entstanden ist.
12 Vgl. Poet. Reil., S. 240 mit Anm. 128. Ergänzend ist zu jener Anmerkung auf Pli-
nius, epist. IV 3,4ff. hinzuweisen: Mimiamben in der Tradition des (ionisch
schreibenden) Herodas und dennoch in attischem Griechisch.
13 Vgl. die antiken Urteile über das tragische ύψος des Sophokles und die euripi-
deische ταπεινότης.
14 Zum Bild vgl. außer dem obigen Quintilianzitat auch X 1,81 von Plato: «mul-
tum enim supra prorsam orationem et quam pedestrem Graeci vocant surgit».
15 Vgl. Andre, a. O., S. 37.
18 Henry Bardon, Les Empereurs et les lettres latines d’Auguste ä Hadrien, Paris
1940, S. 14.
17 Suet., a. O.
18 a. O. Die Stelle von Bardon übersehen (?), von Malcovati, a. O. (S. 3) im Apparat
gegeben.
2 Schmidt, Zur Chronologie der Eklogen Vergils